Sonntag, 13. Juni 2010

Wennste wissen willst, wie spät es ist, dann brauch ich keine Uhr

Raul: "100 : 100 Uhr - Ein alter Mann erinnert sich" (C-15, sht 036, 1995)

WEISHEIT

Was man frühzeitig erledigen kann, muss man später nicht mehr machen... Diese Erkenntniss führte meinen Bruder Raul wohl dazu, bereits im Alter von 25 Jahren eine kleine Kassette mit seinen Lebenserinnerungen als ganz ganz alter Mann aufzuschreiben bzw. einzusingen.

Hier singt einer, der alles gesehen und alles erlebt hat und der im Herbst seines Lebens endlich klar erkennt, was es nun eigentlich auf sich hat, mit dem Leben: "Hunnert Uhr Hunnert, Zeit zum aufstehen: JETZT GEHT'S ERST RICHTIG LOS!"

(es sei angemerkt, dass Raul in Frankfurt geboren wurde und der alte Mann auf dieser Kassette
demzufolge in einem leicht hessischen Dialekt singt (Kerles nee...). Was Raul selbst übrigens nicht tut! Falls das jemand aus anderen Bundesländern einschüchtert, soll der froh sein, dass Raul nicht aus Kölle kommt, hehehe... Oder am End' gar Schwabe wär...).

Die zehn kleinen Songminiaturen behandeln alle relevanten Aspekte eines ganzheitlichen Lebens wie Liebe, Arbeit, Gott, Stolk und Tod. Und in meinem persönlichen Lieblingslied "Ein Gelbes" auch noch die Unfähigkeit der Menschheit, sich entscheiden zu können ("Doppelt und dreifach macht die Welt nicht besser: Klug bist du ja nicht!").


MÜLL

Der Titel dieser Kassette war seinerzeit ein geradezu geflügeltes Wort im Kreise der Künstlergruppe KIX (besonders die Frage, wie spät es denn sei wurde allzugerne damit beantwortet!). Als 1996 von der Hochschule für Gestaltung OF und den Offenbacher Entsorgungsbetrieben eine öffentliche Kunstaktion in Offenbach veranstaltet wurde, kam es deshalb sogar soweit, dass diese ganze Aktion (die ich - immerhin mein erster Kunstskandal - schon vor einigen Jahren ausführlich und subjektiv auf meiner Homepage dokumentiert habe, siehe hier - bitte runterscrollen!) eben diesen Titel bekam: Hundert Uhr Hundert.


Anzeige zur Kunstaktion
"100 Uhr 100" (1996).
click für gross


SCHINKEN

Besonderer Anlass für diesen post ist (- mal abgesehen davon, dass Raul mich schon seit über einem Jahr um mp3s von dieser Kassette gebeten hat) das neue F.A.N.Z.I.N.E., dass unser alter Lieblings-Autor Linus Volkmann seit neustem herausbringt. Ja, richtig gelesen, Fanzine wie in "selbergemachtes A5 Heft aus Papier zum aufklappen und umblättern und auch ohne USB-slot lesbar"), die
oberfamose Schinken-Omi!
Dieses unterhaltsame Untergrundmagazin enthält Witze über FACEBOOK, eine GRATIS-CD und einen großen Literaturteil. Und ein exklussives Interview mit der deutschen Schlagergruppe TOCOTRONIC, das seine besondere Exklussivität besonders daraus bezieht, dass es komplett erfunden ist.

In diesem Text passiert wieder das, was ich an meinem Lieblingsautor am meisten mag - er zitiert wieder mal eine von MIR geprägte Textpassage aus den Tagen des KIX Universums ( - was er in seinen Büchern übrigens oft macht, ohne dass das ausser mir und dem Autoren selbst irgendjemand bemerkt... Ich fühle mich da jedesmal mehr als geehrt, Herr Volkmann, aber diesmal bin ich - wie hier hoffentlich ersichtlich wird - garnicht der Autor des von Ihnen zitierten Satzes).

Wer das jetzt nur halb versteht, macht am besten Folgendes: die Schinken-Omi
bestellen und auf Seite 12 nachlesen, was Rick Mc Phail von Tocotronic am Telefon erfahren hat!

AUSGRABUNG

Die Suche nach den Orginalaufnahmen von 100:100 Uhr führte mich tief hinein in die Untiefen meines zum Glück relativ ordentlichen Musikarchivs...
Und auf dem entsprechenden DAT fanden sich tatsächlich - neben den gesuchten Songs - auch noch eineinhalb niemals zuvor gehörte Outtakes, die hier und hiermit erstmals der zahlenlosen Masse interessierter Musikfans vorgestellt werden.
Eine wirklich herzzerreissende Gruselnummer namens "Gespenster" und ein kurzer Schnipsel namens "Künstler", der in seiner Kürze wirklich alles zusammenfasst, was ein Künstler der Welt so mitzuteilen hat. Hatte ich komplett vergessen, diese Stücke - erinnerst DU dich noch an die, Raul??).




Download: HUNDERT UHR HUNDERT


This little tape features my brother Raul as a very old man singing about the the memories of his whole life. In order to have more spare time later on, he recorded those memories already at the age of 25. The title means "hundred minutes after hundred o' clock" or just 100:100. This became also the title of an art event i took part in 1996 and got now a citation in the brilliant new german fanzine "
Schinken-Omi".

Mittwoch, 2. Juni 2010

3. JUNI: 38317 & Kauke-Ritterschmidt-Trio live

kasslerschule
Die Kasseler Schule kommt auf "Never Starting Tour" in den Waggon.
Obwohl der offizielle Bandname 38317 keine ist, jedenfalls keine PLZ
in Europa, aber in Tennessee. Die Zahl ist bloß das altbekannte
romantische Spiel mit dem Taschenrechner, tipp ein und dreh um.
Man diskutiert Noise als Verweigerungsklang anti-revolutionärer Revolutionäre, lässt das Drumpad ein bisschen posen und rekonstruiert "Re-Jam-Sessions". Mit Stücken wie "Best of... Music Browser", das am Barcodescanner im Plattenladen entstand oder "Boom Crash Bang", einer Übersetzung des Krisenzyklus von Rezession Belebung Prosperität Boom Krach undsoweiter in nicht-avantgardistisches auditives Material. Frau beachte bitte den Puma von Krauss-Maffei in aktuellem Camouflage.
www.38317.tkDanach gibt es absurden Un-Jazz mit dem Kauke-Ritterschmidt-Trio (aus Berlin-Offenbach... - Offenbach ist bekanntlich der am weitesten ausserhalb liegende Stadtteil Berlins!), bestehend aus Mitgliedern der Bands 7000 Arschgeigen, 38317 und Superstolk. Wir sehn euch dort!

(Waggon Offenbach, Do, 3.6.2010, Beginn 21:00 Uhr, Eintritt frei!)

Nachtrag 12.06:
Ausschnitte aus dem Konzert anhören auf dem Waggonblog