Torstn Kauke:
"Das Jahr der Kuh /Aufgeschlitzter Neil Young"
(unreleased sound collage tape, C-30, 1993)
Seit Wochen betreibe ich Hardcore-Archiv-Digitalisierung auf allen Ebenen: während alte Audiotapes von 1986 bis 1996 direkt in den Digitalrekorder laufen, scanne ich dazu parallel unentwegt alte Flyer, Broschüren, Hefte, Comics aus Tagen der glorreichen Künstlergruppe KIX oder editiere alte Videomitschnitte. Dass das eine aufregende Arbeit ist, kann sicher jeder nachempfinden, der auch mal den Job des Archiv-Verwalters bei seinen Lieblingskünstlern ausüben durfte. Schade ein bisschen nur, daß ich selbst mein Lieblingskünstler bin, denn ich bin leider ausserstande, mich für die geleistete Arbeit auch angemessen zu bezahlen. Naja, macht nix, ich werde dafür anderweitig belohnt. Mit dem trügerischen Gefühl von Ewigkeit, den analogen Kram und die gilbbedrohten Papierberge mit der Digitalisierung vor dem Vergessen bewahrt zu haben (wobei wir da natürlich erstmal sehen müssen, inwieweit das neue Windows 2040 (wenn es erscheint) die erstellten Daten überhaupt noch lesen können wird!) und mit oh! so süßen Erinnerungen.
(unreleased sound collage tape, C-30, 1993)
Seit Wochen betreibe ich Hardcore-Archiv-Digitalisierung auf allen Ebenen: während alte Audiotapes von 1986 bis 1996 direkt in den Digitalrekorder laufen, scanne ich dazu parallel unentwegt alte Flyer, Broschüren, Hefte, Comics aus Tagen der glorreichen Künstlergruppe KIX oder editiere alte Videomitschnitte. Dass das eine aufregende Arbeit ist, kann sicher jeder nachempfinden, der auch mal den Job des Archiv-Verwalters bei seinen Lieblingskünstlern ausüben durfte. Schade ein bisschen nur, daß ich selbst mein Lieblingskünstler bin, denn ich bin leider ausserstande, mich für die geleistete Arbeit auch angemessen zu bezahlen. Naja, macht nix, ich werde dafür anderweitig belohnt. Mit dem trügerischen Gefühl von Ewigkeit, den analogen Kram und die gilbbedrohten Papierberge mit der Digitalisierung vor dem Vergessen bewahrt zu haben (wobei wir da natürlich erstmal sehen müssen, inwieweit das neue Windows 2040 (wenn es erscheint) die erstellten Daten überhaupt noch lesen können wird!) und mit oh! so süßen Erinnerungen.
Wobei: das beste sind natürlich die Entdeckungen an die man sich überhaupt nicht mehr erinnert...
Aus dieser Abteilung "Komplett vergessen" stammt das heute vorgestellte tape, das die letzte 19 Jahre in einer nie mehr geöffneten Pappschachtel verbracht hat, bis ich es neulich plötzlich erstaunt in Händen hielt. Es handelt sich hierbei um zwei Soundcollagen, die ich 1993 als Eröffnungsmusik für eine KIX-Veranstaltung in der Hanauer Schweinehalle... komponierte? ...erstellte? ...mixte?
Als Basis hierfür diente eine alte Audiocassette, die beidseitig mit Neil Young Musik bespielt war und auf dem Vierspurrekorder auf unterschiedlichen Geschwindigkeiten abgespielt wurde. Dazu wurden weitere Soundquellen gemischt und das ganze durch Delay, Echos, Verzerrer und was weiss ich noch alles geschickt.
Eine düstere Melange aus Stimmfetzen (immer wieder sticht die markante Stimme Neil Youngs raus und klingt dabei im wahrsten Wortsinn aufgeschlitzt!) plus seiner jetzt rückwärts gespielten Gitarre schwebt da aus den Boxen, überlagert von seltsamen Sprach- und Geräuschtapes, von denen ich beim besten Willen nicht mehr sagen kann, wo die herkamen und ob ich die extra für das Stück aufgenommen hatte.
Aus dieser Abteilung "Komplett vergessen" stammt das heute vorgestellte tape, das die letzte 19 Jahre in einer nie mehr geöffneten Pappschachtel verbracht hat, bis ich es neulich plötzlich erstaunt in Händen hielt. Es handelt sich hierbei um zwei Soundcollagen, die ich 1993 als Eröffnungsmusik für eine KIX-Veranstaltung in der Hanauer Schweinehalle... komponierte? ...erstellte? ...mixte?
Als Basis hierfür diente eine alte Audiocassette, die beidseitig mit Neil Young Musik bespielt war und auf dem Vierspurrekorder auf unterschiedlichen Geschwindigkeiten abgespielt wurde. Dazu wurden weitere Soundquellen gemischt und das ganze durch Delay, Echos, Verzerrer und was weiss ich noch alles geschickt.
Eine düstere Melange aus Stimmfetzen (immer wieder sticht die markante Stimme Neil Youngs raus und klingt dabei im wahrsten Wortsinn aufgeschlitzt!) plus seiner jetzt rückwärts gespielten Gitarre schwebt da aus den Boxen, überlagert von seltsamen Sprach- und Geräuschtapes, von denen ich beim besten Willen nicht mehr sagen kann, wo die herkamen und ob ich die extra für das Stück aufgenommen hatte.
Das ganze erinnert mich mal ein bisschen an John Lennons "Revolution #9", dann mal an klassisches Tapegefrickel von Klassikern wie Eimert, Schaefer, Stockhausen (- nur nicht bescheiden sein mit den Referenzen!).
Moderne Bezeichnungen für solche Sounds schießen mir durch den Kopf - Drone, Noise, Dark Ambient, vielleicht sogar Mashup oder gar Remix? - und versetzen mich ich echtes Erstaunens darüber, was ich in den Neunzigern so alles betrieben habe...
Moderne Bezeichnungen für solche Sounds schießen mir durch den Kopf - Drone, Noise, Dark Ambient, vielleicht sogar Mashup oder gar Remix? - und versetzen mich ich echtes Erstaunens darüber, was ich in den Neunzigern so alles betrieben habe...
Ein Stück selber gemachte Noise-Kunst, neunzehn Jahre gelagert. Wär das Malzschnapps gewesen, hätten wir hier nun einen teuren Whisky vor uns stehen! Und so - mit den Augen des Whisky Connaisseur - sollte man dieses tape auch geniessen (und nur, wenn man den Geschmack überhaupt mag).
Und das ist nur der Anfang, der erste post einer neuen Reihe mit experimentellen Aufnahmen, die ich in den letzten Jahrzehnten eingespielt, aber nie veröffentlicht habe, weil der Pop immer den Zuschlag bekam vor dem Lärm. Und weil's hier ja eh egal ist, ob sich das auch tatsächlich jemand anhört.
Und das ist nur der Anfang, der erste post einer neuen Reihe mit experimentellen Aufnahmen, die ich in den letzten Jahrzehnten eingespielt, aber nie veröffentlicht habe, weil der Pop immer den Zuschlag bekam vor dem Lärm. Und weil's hier ja eh egal ist, ob sich das auch tatsächlich jemand anhört.
Das Jahr der Kuh - auf dem Titelbild von KIX #19 |
Das Jahr der Kuh
Anlass für dieses Tape war ein Konzert - naja, eigentlich schon eher ein Happening mit zusätzlichen Ausstellungen & Performances - aber natürlich rockten die Kaktuxxe als Hauptattraktion schwer ab an diesem Abend, im Jahre 1993.
Anlass für dieses Tape war ein Konzert - naja, eigentlich schon eher ein Happening mit zusätzlichen Ausstellungen & Performances - aber natürlich rockten die Kaktuxxe als Hauptattraktion schwer ab an diesem Abend, im Jahre 1993.
Und 1993 hatte die Künstlergruppe KIX - ohne irgendjemandem genau zu erklären, warum eigentlich? - zum Jahr der Kuh erklärt (und das bereits 16 Jahre, bevor das gleichnamige Jahr im chinesischen Horoskop dran war).
Diesem "Festjahr" lag eine tollkühne Ideologienmischung aus Hindu-, Vegetar- und Dadaismus zugrunde, die in erster Linie dazu diente, Aufmerksamkeit zu erzielen, das selbstverlegte Comicheft interessanter zu machen und ganz einfach auch ungeniert und lauthals in der Öffentlichkeit muhen zu können!
Diesem "Festjahr" lag eine tollkühne Ideologienmischung aus Hindu-, Vegetar- und Dadaismus zugrunde, die in erster Linie dazu diente, Aufmerksamkeit zu erzielen, das selbstverlegte Comicheft interessanter zu machen und ganz einfach auch ungeniert und lauthals in der Öffentlichkeit muhen zu können!
Sagte "Muh" im Jahr der Kuh (1993): Die KIX-Family (v.l n r.: Rautie, tvuzk, döz, steff a.k.a. Holly Golightly, Raul, Pepi) |
Spastelbogen aus dem "Jahr der Kuh" |
Dennoch war das mit der Kuh nicht alles ausgemachter Blödsinn, denn es beflügelte die Künstlerfantasie immens und schuf Charaktere wie z.B. Loretta, die Kuh, die noch viele Jahre im KIX-Universum herumspuken sollten und immer wieder mal - hier in einem Song, da in einem Bild, dort in einer Comicstory - auftauchten. Und das öffentliche Muhen, vergesst das öffentliche Muhen nicht!
Nun gut, das ist ein Thema, das an anderer Stelle noch weiter ausgelotet werden kann (im Download enthalten ist z.B ein 4 seitiger Artikel aus dem Fanzine "Der innere Schweinehund", der sich genauer mit dem Phänomen "Das Jahr der Kuh 1993" auseinandersetzt), hier dient es eigentlich nur dazu, mit Texten, Zeichnungen und Fotos aus dieser Zeit diesen post interesanter zu machen, da das Stück auf der A-Seite ja nunmal passenderweise "Das Jahr der Kuh" heisst.
Mieser Trick, aber funktioniert!
I'm very sure, you all know this feeling: you dig in your old tape archive and suddenly you find a tape you haven't listen to for about 19 years and when you listen to it you realize that these two dark sound collages from 1993, based on an old audiotape with Neil Young songs played in reverse, mixed with other sound and speech tapes and sent through a lot of delays, reverbs and distortions might today be called Drone, Noise, Dark Ambient, maybe Mashup or even Remix? Yes, you sure know that! And guess what: it happened to me again today. Take a listen! (This has absolutly nothing to do with cows. Don't ask about the cows!)
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