Montag, 20. Februar 2012

Zurück in die Gegenwart

Seit Wochen befinde ich mich bereits auf archäologischer Mission in den tieferen Schichten meines tape-Archivs und digitalisiere Stunde um Stunde obskuren und/oder hochmusikalischen Kram, der mir in den letzten 30 Jahren auf's Magnetband geraten ist. Auf diesem blog hier gibt's seit Monaten nur jahrzehntealtes historisches Material aus einem früheren Jahrtausend... ganz klar, es wird wieder mal höchste Zeit für einen Realitätscheck auf unpop! 

Sollte der Eindruck aufgekommen sein, hier berichten verbrauchte Männer über 40 mit wehmütigen Blick zurück aus der Zeit, als sie noch interessante Ideen hatten, so wird es aber höchste Zeit, diesen Eindruck zu korrigieren. Auch wenn die Altersangabe bei manchen der hier vorgestellten Herren sogar stimmen mag: die machen heute trotzdem noch genau den gleichen Scheiss wie vor 25 Jahren - nur eben viel besser/ eindrucksvoller als damals im 20.Jahrhundert!


Deshalb nun: Popnews aus der unpop-Welt!!
Mit alten und neuen Bekannten, die unermüdlich weiter an ihrer Vision von Pop basteln:

1. Sa Sa!

Wie z.B. der alte Tausendsassa ("Tausendsassa, in Österreich umgangssprachlich auch Wunderfuzzi, ist eine Bezeichnung für eine Person, die sich durch zahlreiche Begabungen auszeichnet.", Wikipedia) und Superstolk-Bandkollege Herrjoergritter! Denn der hat neulich kurzerhand ein Album mit französischen Chansons gemacht, wie es frankophiler nicht sein könnte...
Out now: die neue Maurice Jacques!
Unter dem Pseudonym Maurice Jacques (basierend auf seine Filmrolle im preisgekrönten Kurzfilm "Jacques et Cornel", siehe hier ) legt Ritter eine Sammlung vermeintlich legendärer Aufnahmen eines großen Chansoniers vor, "nahezu sämtlich vergriffen, unveröffentlicht, in kleinsten Liebhaberauflagen hergestellt und durch unsachgemäße Lagerung und fahrlässigen Umgang mit Chemikalien bzw. "Fromage de la belle france" zerstört". Unglaubliche und unglaublich schöne Kleinode aus einem musikalischen Genre, das nun bestimmt niemand so ohne weiteres von HJR erwartet hätte!





Schön an dem Album: es kann auch als nicht-filmische Fortsetzung des "Jacques et Cornel" Films verstanden werden - auf seinem Seepferdefahrgästeshowsagt-Blog erzählt Ritter ausführlich, wie es - unmittelbar nach der Handlung des Films - zu diesen Aufnahmen gekommen ist!  Lies es hier!

1. "bone le vere de jure di trick" (Entstehungsjahr unbekannt)
2. "concierge" (1970, Privatpressung)
3. "CORNELE" (radio france live 1973)
4. "Catherine" (1971, Testpressung f. unveröffentlichte Single, A-Seite)
5. "le came" (1971, Testpressung f. unveröffentlichte Single, B-Seite)
6. "maurice jaques - les jarre du mere _LIVE_1972" (Amateuraufnahme)
7. "prtit pury" Privataufnahme, Entstehungsjahr unbekannt)




Völlig unnötig zu erwähnen, dass der Künstler eigentlich gar kein Französisch spricht (zweite Fremdsprache in der Schule: Latein!), denn von Tonfall und Atmosphäre klingen diese Chanson-Perlen französischer als der Franzos'  selbst und haben auf jeden Fall mehr von Gefühl, Geist und Kultur des europäischen Nachbarlandes verstanden und aufgesogen als 100 Jahre bilinguales Fernsehen á la Arte oder ein deutsches Schulsystem zu vermitteln jemals in der Lage wären.  "Vive la France" ist dann auch das erste, was einem beim Anhören dieses dadaistischen Meisterwerkes automatisch durch den Sinn geht! Das komplette Album könnt ihr bei Bandcamp hören (kauft das doch mal, ihr werdet sehen, danach fühlt ihr euch besser!).

Jacques et Cornel damals, in besseren Zeiten.


Bleibt nur zu hoffen, dass wir auch den Film - auf youtube für die Öffentlchkeit gesperrt, weil der Soundtrack etwas unautorisierte Jacques Brel-Musik enthält - bald wieder sehen dürfen! Das Gerücht, eine neu bearbeitete HD-Version des Streifens solle demnächst bei Vimeo hochgeladen werden, hält sich jedenfalls hartnäckig!


2. He she it das Z muss mit
Ebenfalls wieder hyperaktiv ist unpop-Lieblingspopstar Daniel Zero aus Frankfurt am Main, dessen Karriere ja schon seit einiger Zeit von unpop verfolgt wird (hier oder hier).
Mit seinem diese Woche neu erscheinenden Album "He She It" übertrifft er sich nun richtiggehend selbst - ich habe es schon gehört und kann es fast immer noch nicht glauben, daß das alles komplett im Alleingang, nach dem guten alten, ewig währenden DIY-Prinzip komponiert, produziert und gestaltet wurde.

Apropos gestaltet: die 250-er Auflage der neuen CD erscheint in selbergemachten Hüllen, die aus echten alten LP-Cover handgeschnitten wurden - jedes Stück ein Unikat, jedes Exemplar ein Popverweis im Metakontext. Ein Schmuckstück im CD Schrank ohnehin!

Ab Ende Februar 2012: Die neue Daniel Zero


Die Musik der neuen Daniel Zero CD klingt alles andere als "homemade" - sondern nach einer ernsthaften und aufwändigen Popproduktion, hinter der gewöhnlich dicke Konzerne mit noch dickeren Brieftaschen stehen. Nix mit "charmanter Schlafzimmerpop" oder so, das hier kann - und MUSS - sorgenlos in internationalen Tanzhallen gespielt werden oder auf kommerziellen Radiosendern, denn hier ist Musik, die von Sound, Ästhetik und Tanzbarkeit alles hat, was der Durchschnitts-Chart-Müll auch auffährt, nur dass hier statt möglicher Verkaufszahlen und Marktchancen hauptsächlich Leidenschaft und Liebe zur Musik die Haupt-Antriebskräfte sind.

Und das hört man auf jedem einzelnen Track heraus! Es ist ein mittelschwerer Skandal, liebe junge innovative Musiklabels überall auf der Welt, dass sich immer noch niemand dazu entschließen konnte, das hohe Potential dieses aufstrebenden Solokünstlers zu fördern und zu verbreiten. Gut also, dass Daniel Zero's Musik weiterhin von besagtem Punk-Geist angetrieben wird, der vereinfacht formuliert besagt: wenn keiner diese Qualität begreifen will, muss er es halt selber machen!!

Die sehenswerten Videoclips - produziert von Vollnerds aus den verschiedensten Ecken der endlosen Internet-Community - sind ebenfalls ein, zwei oder eintausend Hingucker wert, wie etwa die Kaskade von 1000 fliegenden Automobilen (aufgezeichnet im Computerspiel "Trackmania 2") im  "Peste of Nature" Video (ein Track von der neuen CD):




Mehr krasse Daniel Z-Videos, Exklussivtracks & anderer gossip findet sich bei Daniel Zero zu Hause, unbedingt mal reinclicken!)




3. Die Situation ist Matz aber nicht ernst
Ein ähnlich interressantes und spannendes One-Man-Konzept verfolgt auch der neue Offenbacher Elektro-Punk-Shooting Star Matz Ernst,dessen Debütauftritt im Dezember 2011 im Waggon Offenbach sicher vielen der damals Anwesenden (mir auf jeden Fall) in lebhafter Erinnerung geblieben ist.
Da hinter Matz Ernst niemand anderes als das Offenbacher Rap-Urgesteins Sägaflex steht (alles über Sägaflex hier), kommen Freunde gut gemachter deutscher Texte voller Wortspiele, Semantikdreher und ungewöhnlicher Geschichten voll auf ihre Kosten.
Als Sägaflex reimte er solche Textmonster bereits in den Neunzigern mit einer Intensivität, dass sich bei konzentriertem Zuhören leicht die eigene Großhirnrinde in Brand setzen kann - wo aber Sägaflex sich der üblichen HipHop Mitteln aus funky Grooves und Negersamples bedient, unterlegt Matz Ernst nun seine Texte mit Elektro- und Postpunksounds, die ihren Ursprung meist in den guten alten New Wave Zeiten der Achtziger Jahre haben.

Matz Ernst meint es auch so!
"MATZ ERNST ist futuristische Vergangenheitsbewältigung und persönliches Anliegen. Die Musik umarmt Post Punk, Prog Rock, Hip Hop und Elektronik in all ihren Darreichungsformen und zelebriert Slogan und Pose, ohne sich um die Folgen zu scheren."

Gutes Konzept, denn so kriegt er nun ALLE Kids zwischen 15-55, also auch die, die immer aus Prinzip mit der black music nix zu tun haben wollten, aber ihre Musik gerne mit Inhalt serviert bekommen. Und wer ihn als DJ Baron Samedi kennt  - z.B. jeden ersten Samstag im Monat im Waggon Offenbach  - weiss ja bereits, dass seine musikalische Fachkenntniss jede vermeintliche Abgrenzung zwischen den Musikgenres im Quantensprung hinter sich lassen kann. Und also warum nicht auf allen Hochzeiten tanzen (a.k.a. auflegen), wenn man das kann?


Im direkten Vergleich hier Matz Ernst vs. Sägaflex:


Rough Mix von Matz Ernst's demnächst erscheinenden ZINEDINE SUDAN-EP


Sehr swagdienlich: die erste semi-ofizielle WAGGON-Hymne!



4. Der Weg ist die Krankheit und die Krankheit ist das Ziel
Evil!
Weil's so schön ist, hier nocheinmal Herrjoergritter! Bzw. seine sagenumwobene Punk Band Siebentausend Arschgeigen, die ihrem Motto "Tun, was getan werden muss. auch ohne Gitarre spielen, singen oder schlagzeugen zu können" diesmal aber nicht entsprechen kann. Durch Unterstützung diverser Alt- und Mitteljungpunker an den Saiteninstrumenten (Bass: ich, Gitarre: Reik "Hasenbruder" Weckwerth) ist der neuste Track aus der Arschgeigenschmiede nämlich ein richtiger Punk-Hit mit hohem Mitgröhl- und Pogofaktor geworden. Mal ganz abgesehen von dem Identifikationsmodell, das uns die Siebentausend Arschgeigen da schenken - denn wir alle haben ein bisschen Uwe in uns!



5. Historisieren und historisieren lassen!
Schon seit einigen Jahren bin ich begeisterter Leser der sehr liebevoll und  sehr detailverliebt geschriebenen Musik-Buchreihe "Edition Blechluft", die selbst das Folgende über sich zu sagen hat: "Die Buchreihe Edition Blechluft beschäftigt sich mit Musikkontexten und Kulturaspekten. In Interviews, Artikeln und Kurzbiografien werden Bands, Kassetten, Platten, Instrumente, Software, Musikrichtungen, Szenen/Städte und Musikabspielgeräte vorgestellt."

Für die neuste Ausgabe "Lass uns über Musikkontexte reden" (Edition Blechluft 6) unterhielt sich der Herausgeber Günther Sahler mit den verschiedensten Musikern und Szenemenschen des wie auch immer definierten deutschen Undergrounds. Neben u.a. Asmus Tietchens, Tom Scheutzlich (Mutter), Markus Detmer (Staubgold-Label), Thomas Schwebel (Syph, Mittagspause, Fehlfarben) und Hans Castrup (Poison Dwarfs) ist einer der Interviewpartner: Torstn Kauke. Ich selbst also.
Und wer sich gerne in die Plaudereien reinliest, die ich hier auf dem unpop-blog zu verbreiten habe, den könnte vielleicht auch die neue Blechluft interessieren, denn das Interview mit mir ist soetwas wie die Prequel zu den Texten hier auf dem unpop-blog. Erstmals berichte ich von den wirklichen Anfängen meiner "Karriere" - aus Zeiten, als mein Bruder und ich noch die kompletten Beatles in Hamburg waren, von ersten selbstgegründeten Bands und Projekten wie Radowu oder Glück Gluck Glück, vom Aufstieg und Niedergang vom KIX Imperium und so manche Zote mehr - bis hin zur aktuellen Superstolk-Besetzung mit Herrn Ritter und meiner Beteiligung am Waggon am Kulturgleis in Offenbach. Obwohl ich jede Ausgabe der Edition Blechluft uneingeschränkt empfehlen kann, ist es doch etwas besonderes mit dieser neuen Ausgabe. Anstatt nämlich einfach alle Einzelinterviews schön chronologisch nacheinander abzudrucken, hat Sahler die Textblöcke aller geführten Interviews nach ihrem Sinn und Inhalt zusammengefügt - daraus ergibt sich ein buntes Patchwork der unterschiedlichsten Erinnerungen an die Achtziger, Neunziger und Nuller Jahre, das erstens einen wunderbar kurzweiligen Lesefluss ermöglicht und zweitens die Summe der Einzelteile zu ihrem berühmten MEHR verhilft. Irgendwie zu einer Meta-Biografie des Undergroundkünstlers am Ende des letzten Jahrtausend und Anfang des neuen. Ich bin sehr stolz darauf, eines der Einzelteile sein zu dürfen (und sehr vergnügt darüber, daß Sahler selbst meine größten Schwafelleien ohne Kürzung übernommen hat... Okay - richtig schwafeln tu ich auch gar nicht, aber die übliche Plaudertaschenhaftigkeit meiner blogposts findet sich auch in meinen Interviewpassagen wieder!)

Bücher sind was für die Ewigkeit und aus Papier. Deshalb: besser bestellen bevor vergriffen.Checkt den Günther Sahler Verlag: hier!



6. Konsumprodukt
Über Flug 8, dem elektronischen One-Man-Projekt meines Microgramma-Kollegen Daniel Herrmann wurde hier trotz regelmässiger Veröffentlichungen länger schon nichts geschrieben, weil das gefälligst die Musikpresse, die dafür bezahlt wird, übernehmen soll...
Herrmann rockt sie alle!

Aber hey: das 2. Flug 8 Album erscheint dieses Frühjahr und ich habe es schon hier und garantiere euch hiermit, daß es großartig ist und eine deutliche Weiterentwicklung besonders auch auf textlicher Ebene mitbringt!! Um auf den Geschmack zu kommen, kann man schon mal in diesen sehr spannenden und unterhaltsamen Livemitschnitt von der letztjährigen Flug 8 Herbsttour (zusammen mit CONSOLE) reinhören. Das ist nicht Techno, das ist nicht Rock, das ist nicht House und das ist nicht Punk - und gerade deshalb ist es das alles doch. Ausserhalb aller Kategorien, aber hoch oben über dem Rest: Herrmanns Lieblingsaufenthaltsort!


Freitag, 17. Februar 2012

Es gibt wichtigere Dinge als in Frieden zu leben! (A.Haig)




U.F.D. (Uncounted Faces Of Death) -
First Demo (C-20, 1988, unveröffentlicht)



Und jetzt: UFD. Eigentlich ja Uheffdeh, aber ausgesprochen haben es alle immer "Ufd"... Die - wie sie sich ursprünglich nannten "Uncounted Faces Of Death" - sind so etwas wie das Flaggschiff (um mal einen herrlich unpassenden militärischen Ausdruck zu verwenden!) der Spät-Achtziger/Früh Neunziger Hanau Punkszene.

Keine Hanauer Band war krasser, härter und kontroverser. Und sicher auch keine bekannter in der internationalen Hardcoreszene. Und ganz gewiss auch keine eindrucksvoller und energiegeladener bei Liveauftritten. Ich glaube, ihre superharten, superkurzen Punkausbrüche mit einem Frontmann, der alles tat  ausser schöne Melodien zu singen - schreien, brüllen, röcheln, heulen, kreischen und sich dabei auf dem Boden wälzen, vorangepeitscht von dem unfassbar präzisen Höchstgeschwindigkeitsdrummer Jeff - konnten damals niemanden, der sie erlebte, unbeeindruckt zurücklassen, selbst wenn er mit den schweren Metalriffs, die UFD-Gitarrist Arno einbrachte, vielleicht nur wenig anfangen konnte (wie z.B. ich selbst, als ich zum ersten Mal irgendwann im Herbst 1987 im Hanauer Kultur-Basar live sah).





Das Wunderwort von der Authenzität muss hier zwangsläufig mal wieder bemüht werden, denn scheiße nochmal waren UFD authentisch in dem, was sie da taten!
Live verstand man zwar kein einziges Wort, aber durch die regelmässig bei Konzerten verteilten Textblätter wurden Themen wie Sexismus, Rassismus, und die sonstige Ausbeutung von Mensch & Tier (etcetera etcetera!) dem Publikum näher gebracht, als manchen der Metallica-/ Smiths-/ oder Depeche Mode hörenden Kids (wie uns!) im Publikum erstmal recht war. Politisierung durch künstlerische Mittel - immer noch die effektivste und nachhaltigste, die es gibt! Da UFD ihren Proberaum und ihre ersten Konzerte im "Haus" hatten - dem autonomen Kulturzentrum Metzgerstrasse in Hanau, das inzwischen seit über 25 Jahren (!) besetzt ist - stand die Band quasi als Sinnbild für eine damals politisch hochmotivierte autonome Szene und hatte dadurch eine Autorität, die viele (wenn nicht alle) anderen "Punk"Bands in der HU-Szene irgendwie beeinflusste.

Um mal kurz wieder in den autobiografischen Modus zu schalten, der mich ja schließlich immer wieder antreibt, dies alles hier zu schreiben: weder der abstruse Star-Trek Hit "Uhura" (siehe hier) von Asozialsky und Hatsch - eine direkte dadaistische Reaktion auf den Zwei-Sekunden-UFD-Klassikers "Es gibt wichtigere Dinge als in Frieden zu leben" - noch die musilalische Härte der Kaktuxxe in ihrer Anfangsphase (namentlich ihre erste Single "Fight The Nazi-Baby", siehe hier) wären ohne die direkte Beeinflussung durch das Phänomen UFD so denkbar gewesen!





Einen sehr umfangreichen Rückblick auf die gesamte UFD-History bietet deren myspace-Seite (von der auch die hier präsentierten Videoclips stammen), die gesamte Diskographie von UFD kann man irgendwo anders im Netz finden (wenn er will, kann der Herr Schlawiner den link zum entsprechendem blog bei den Kommentaren nochmal posten?).

Damit aber genug von meinen eigenen Worten! Das heute vorgestellte tape von UFD ist nämlich eine große Rarität, über deren Entstehung aus erster Hand berichtet werden soll. Deshalb schalten wir nun um zum EX-Sänger Norman, der freundlicherweise folgenden Text verfasst hat, der sich mit seiner Detailbessesenheit sehr elegant in das Labertaschen-Format dieses blogs einfügt! Bitte, Norman:

"Nachdem im Oktober 1988 Jeff (drums) zur Band gestossen war, hatte sich die langlebigste Besetzung (1988-92) von UFD gefunden: Jeff, Arno (gitarre), Roi (bass) und ich, Norman (gesang). Im Dezember 88 machten wir uns dann daran unser erstes offizielles Demo-Tape aufzunehmen. Mit dabei natürlich auch unser langjähriger Soundtechniker Steini.
Wir liehen uns also ein 4-Spur-Sony-Tapedeck - mein Gott, was für eine steinzeitlich anmutende Technik aus heutger Sicht - packten unser Equipment ein und machten uns auf den Weg nach Ravolzhausen in den Keller des Hauses von Roi´s Eltern.
Eine erste deutliche Erinnerung ist die Fahrt von Hanau nach Ravolzhausen. Aufgrund von plötzlich einsetzenden Schneefällen brauchten wir für die 10 km knapp 3 Stunden. Ohne Scheiss. Das zweite an das man sich erinnert war der äusserst knapp bemessene Platz des Aufnahmeraumes. (Ich erinnere mich nicht mehr, warum wir das eigentlich nicht in unserem Proberaum in der Metzgerstrasse gemacht haben?) Verstärker, Schlagzeug, Aufnahmeequipment plus 5 Personen in einem ca. 3x3 Meter grossem Raum. Wir nahmen Live im "Studio" auf, also alle Instrumente gleichzeitig und in dem winzigen Räumchen war an Bewegung überhaupt nicht zu denken. Die einmal eingenommene Position musste beibehalten weden, es wr unmöglich zu verhindern, dass alle 4 Mikros alle Instrumente gleichzeitig aufnahmen.
Unter diesen suboptimalen Bedingungen nahmen wir acht Stücke auf, die dann auf dem Tape noch durch drei Livestücke ergänzt wurden. Damals waren wir sehr unzufrieden mit der Soundqualität des Tapes, was dazu führte, dass die Aufnahmen nahezu unveröffentlicht blieben, auch deshalb, weil sich uns schon kurz darauf die Möglichkeit eröffnete, in Homburg an der Saar im Studio von 2Bad professionellere Aufnahmen zu machen. Wir haben damals nicht mal ein Cover oder Casettenlabels gemacht für die Tapes, es blieb eine schmucklose schwarze Casette ohne jegliche Aufschrift. (Anm.: Für die Wiederveröffentlichung auf unpop kam Norman allerdings nicht umhin, ein Cover zu gestalten, denn bei unpop hört das Auge mit!) Ich schätze heute, das wir ca. 20-25 Kopien von dem Tape angefertigt haben, die wir unter Freunden und Bekannten verteilten. Eine echte Rarität also.
Dabei handelt es sich um historisch bedeutendes Material, sind es doch die einzigen Studio- oder Proberaumaufnahmen, die von den Songs "Rich & Poor" und "Alte Bilder" existieren. Besonders interesant ist dabei "Alte Bilder", war es doch eines unserer wichigsten Lieder! Neben "Negerkussperversion" der einzige Song, der vom ersten bis zum letzten Konzert fester Bestandteil unseres Liveprogramms war. Es bildete immer den Abschluss und Höhepunkt unserer Gigs und Jeff zerlegte beim Finale regelmässig sein Schlagzeug. Der Text von "Alte Bilder" stammt übrigens von Jochen, unserem ersten Drummer. Im Download enthalten sind auch einige Scans von "zeitgenössischen" Textblättern, die wir damals auf Konzerten verteilten.
Aus heutiger Sicht wundere ich mich etwas, dass wir das Tape damals so schlecht fanden, der krachige Sound stört mich heute gar nicht mehr, schön roh und rauh, eigentlich genau passend zu den Songs die wir zu dieser Zeit spielten.  Ich selbst habe die Aufnahmen seit mindestens 15 Jahren nicht mehr gehört und geniesse die Zeitreise, und ich hoffe es möge einigen von euch genauso gehen. "

Download UFD "First Demo" hier: Mediafire

A1. Kinderaugen
A2. Makers
A3. Es gibt wichtigere Dinge...
A4. Negerkussperversionen
A5. Alte Bilder

B1. Heilige Dreifaltigkeit

B2. Frau
B3. Rich & Poor
B4. Aktion Sorgenkind (live)
B5. TAMITTTLIP (live)
B6. Bomben (live)





01 U.F.D. Makers

U.F.D. (Uncounted Faces of Death) | Myspace Video



U.F.D. were without a doubt the best known Punkband from Hanau in the late 8oies/early 90ies. You can read their complete biography in english at their myspace and find most of their tapes, 7''es and their LP for free somewhere else in the net. But what we have here is their very first demo tape, recorded on 4 Tracks and never properly released before. It even contains some songs that were never recorded again ("Alte Bilder", "Rich & Poor") and was donated by Ex- UFD singer Norman. Thanks a lot!

Mittwoch, 8. Februar 2012

Legendäre Hitzusammenstellungen

 v.a. - "Fremde Stimmen, schreiend" 
(C-90, KomistA, 1986)


KomistA's erstes Tape!


Mit diesem Kassettensampler fing alles an und ich freue mich, dass eine Kopie davon bei mir gelandet ist (eine Leihgabe direkt aus dem Archiv Robert Piesenecker, Danke schön nochmals!). Wie ich im letzten post über KomistA schon andeutete (siehe nämlich hier): this tape made me do it!

Der obskure Kassettensampler zweifelhafter Qulität fiel mir 1987 in die Hände und ließ mich mit ungläubigem Staunen zurück: darüber, was für unglaublich schräge fremde schreiende Stimmen offenbar in nächster Nachbarschaft - dem Einzuggebiet Hanau - lebten und Musik machten, und: wie genial einfach die Idee war, die alle auf einem einzigen Medium zu vereinen! Es war die allererste Kassettenveröffentlichung auf KomistA, ein Tape-Label, das die Brüder Claus und Wolfgang Sterneck gemeinsam betrieben, damals noch (mutmasslich) in ihrem Elternhaus in Maintal. Eine Menge weiterere Informationen zu KomistA, von den Machern selbst verfasst sind nach wie vor hier nachlesbar !

Die musikalischen Stile auf dieser Kassette reichen von ultrakurzen derben Hardcorepunkstücken über experimentelle Elektronik bis hin zu Pianomusik mit Frauengesang - der einzige gemeinsame Nenner ist, dass dir all die schreienden Stimmen hierdrauf fremd sind... (aber dann wieder - so funktioniert nämlich Musik - eben doch nicht fremd!). Dabei sind die meisten der Bands und Projekte auf dieser Kassette nie aus dem Bereich des Obskuren hinausgekommen.

Durch Recherche weiss ich inzwischen, dass bei Schulcore Claus Sterneck am Mikrofon stand, daß Hirnsäge die Vorläuferband von UFD - den "Uncounted Faces of Death" war, jene Hanauer Hardcore-Band, die sich einige Jahre später durch zahlreiche Tonträger und noch mehr Livekonzerte eine gewisse internationale Bekanntheit in der entsprechenden Szene erspielte (- und über die es hier demnächst noch einiges mehr zu berichten gibt!).
Deren späterer Sänger Norman war bei Hirnsäge noch an der Gitarre - und ist als The Norman auf "Fremde Stimmen, schreiend" auch mit einem Solo-Stück vertreten, über daß er mir eine Anekdote berichtet hat, die viel über die Arbeitsweise sowohl von den Musikern als auch von den Kassettenmacher dieser Compiltaion erzählt:

"the norman - das bin wohl ich, alleine mit meiner gitarre. aufgenommen hab ich das mit nem kleinen monocasettenrecorder in meinem kinder/jugendzimmer in der wohnung meiner eltern. die casette ist irgendwie bei wolfgang sterneck gelandet und der hats einfach auf den sämpler, war natürlich nie für ne veröffentlichung gedacht. der song heisst "huono" oder so, stimmts? das hat wolfgang ebenfalls im alleingang so bestimmt [;-)] es ist finisch und bedeutet "schlecht oder schlechter werdend" "


Mein persönliches Highlight damals waren aber Die Ärsche, die - im Vergleich zu den meisten Krachexperimenten hier - recht soliden Deutschpunkrock machten. Damals genau das Richtige für mich & meine Leute, und noch dazu die erste Punkrockband, die wir damals wirklich wahrhaftig live gesehen haben! Der Name schien mir immer auch eine lustige Anspielung auf die "beste Band der Welt" zu sein, die seinerzeit ebenfalls hoch angesagt waren bei uns. Jedenfalls: die Songs der Ärsche kopierte ich mir sogar auf einen eigenen Deutschpunk-Kassettensampler, der noch Jahre lang auf allen möglichen Tapedecks und Autoradios dröhnen sollte. Später sollte ich einige Bandmitglieder der Ärsche bei unser aller Hanauer Lieblings-Kult-Punkband der damaligen Zeit, den legendären The Swamp (siehe hier), wiedersehen. Wie es dazu kam, weiss der Ex-Swamp Bassist Christian zu berichten:

"Ärsche warn ne Schülerband von der Hola, alles eine Jahrgangsstufe und die gabs dann auch nur solang. Johannes Draxler v./ Christoph Sternal g./ Jens Breyer g../ Robert Wiedemann b./ Gerald Posselt d. Ich sollte ursprünglich singen, kann das aber nicht. Über Hanau kamen wir auch nicht hinaus. Aber auf so einer Schülerdemo auf dem Marktplatz lernte Gerald den Schulz kennen, der da auch spielte, und so ging die Geschichte weiter."


Fremde Stimmen, schreiend ( KomistA, 1986)

Seite A

01. schulcore - müller
02. schulcore - apartheid
03. schulcore - scheiss kohl
04. schulcore - müller
05. schulcore - scheiss thatcher
06. schulcore - jatetuote
07. schulcore - krieg
08. schulcore - müller
09. schulcore - müller
(Track 1-9 sind auf einem mp3, ungeschnitten)
10. hirnsäge - arschloch
11. hirnsäge - stinkis lied I
12. hirnsäge - stinkis lied II
13. hirnsäge - memoiren eines alten säufers
14. hirnsäge - tauber vogel
15. hirnsäge - stinkis lied III
16. die ärsche - die herren der kriege
17. die ärsche - die stadt
18. die ärsche - einmal leb ich nur
19. kollektiv VII - farce
20. kollektiv VII - manipulations-technicken
21. the norman - huono
22. ffs - fremde stimmen, schreiend
23. pogozei - pogozei
24. pogozei - no. 5
25. pogozei - kotzen
26. pogozei - noch'n lied
27. mathe ohne müller - m.o.m. 2
28. tote maschine - phase
29. und dennoch - es ist
30. volksmuzak - blume
31. volksmuzak - ein rhythmus

Seite B

32. seelische zangsjagge - es lebe der kommerz
33. seelische zangsjagge - so endet ein beatles lied
34. seelische zangsjagge - ruhe
35. schulcore - müller
36. schulcore - ei
37. schulcore - kaaos
38. schulcore - suruguhla
39. schulcore - hounontaa
40. schulcore - deine antwort
41. schulcore - krieg
42. schulcore - verkauft
43. schulcore - shit
44. schulcore - mörder
45. schulcore - einige momente
46. schulcore - nicht wichtig
47. schulcore - müller
48. schulcore - apartheid
49. zwei gestrige - selbstdisziplin
50. pogozei - demokratie
51. pogozei - justiz
52. die vergessenen - shanima
53. die vergessenen - komm lieber mai
54. die vergessenen - flohwalzer
55. die vergessenen - the end of the man
56. die vergessenen - tane-nomo
57. bakunin - gottespest
58. bakunin - chemische kriegsführung
59. bakunin - selektiv
60. bakunin - genozid
61. bakunin - frieden durch befreiungskampf
62. volksmuszak - aquarium
63. wäscht noch weisser (porentief) - erdrückende liebe
64. wäscht noch weisser (porentief) - mit dem produkt das bedürfnis produzieren
65. die ärsche - ärsche
66. die ärsche - tschüss
67. die ärsche - mein sohn
68. die ärsche - no name
69. mathe ohne müller - m.o.m.8
70. ffs - fremde stimmen, schreiend



Download 
Part 1 (A-Seite) hier
Part 2 (B-Seite) hier


Nachtrag April 2012:

Inzwischen haben sich im Archiv Robert Piesenecker auch die Beiblätter, die damals dem "Fremde Stimmen, schreiend"-Sampler beilagen, angefunden. Robert hat sie uns nicht nur alle gescannt, sondern auch noch mit ausführlichen und detailreichen Informationen aus seinem persönlichen Langzeitgedächtnis angereichert, die ich hier mal - zu euer aller Information - zitieren darf:


Fremde Stmmen, schreiend Beiblatt Nr.1


mein lieber torstn.
gut ding will weile haben! hier sind die scans von den fremde stimmen schreiend beiblättern die hoffentlich nicht dein postfach sprengen!
im original sind alle in din a4. hier gleich noch mehr oder weniger info dazu:
 
Blatt 1 und 2 sind allgemeine infos zum komista tape; Blatt 3 ist ein klassisches wolfgang-sterneck-1986-politik-pamphlet; könnte aber auch die beiträge von kollektiv VII & tiobo, tote maschine, und dennoch, volksmuzak, bakunin und wäscht noch weisser(porentief) begleiten.
diese 6 musikprojekte sind alle von wolfgang sterneck und meines wissens seine einzigen musikalischen aufnahmen, die sterneck jungs hatten diese trio casio keyboard!!! damit sind auch die ganzen stücke von wolfgang entstanden.
Blatt 4 könnte zu der gruppe "die vergessenen" gehören: die zeichnung ist von nicole (N), der damaligen freundin von wolfgang (W), cure sympathisantin und sängerin des one off projektes "die vergessenen". am piano war katja. nicole spielte später auch mit schulzz zusammen auf der schülerdemo auf dem hanauer marktplatz (fotos irgenwo bei meinem bruder im keller...)
blatt nr. 5 ist von deinen favoriten "die ärsche".


Seltenes Gruppenfoto der Hanauer Punkband DIE ÄRSCHE
die nr 6 gehört zur seelichen zwangsjagge. dieses war auch nur an einem tag zusammen u.a. mit norman (später ufd) und stinki (markus fleck der haus und hof grafiker der sternstrasse und auch verantwortlich für den bühnenhintergrund im haus). Norman erzählte damals, dass seine mutter den staubsauger keinesfalls für konzerte ausserhalb der heimischen wohnung zur verfügung gestellt hätte...
blatt 7 ist von hirrnsäaje - wieder mit flecki & norman, jochen (1. ufd drummer) und der abgefahrenen mischa truka...



Pogozei: Die Orginalbesetzung
(aus den Beiblättern)

auf blatt 8 das highlight: pogozei. mit roi (später ufd bassist) sven (später so manche session im haus mit dem engländer, flecki, mir etc.) und so manche session mit günter und dem pogozei drummer robert (später on, suffering from a hangover). pogozei (den namen fand ich auch seinerzeit schon grenzwertig und war auch nie ein freund von deutschpunk) gab es ca. 1/2 jahr und wir hatten sogar auch einen auftritt und zwar in der fankfurter landstr. 20 (u remember?)
. (Anmerkung tvuzk: i remember - die wohnung, in der ich selbst von 1997-2002 wohnte, ohne etwas von ihrer quasi mystischen Vorgeschichte zu wissen!)
ich habe da ja auch mal residiert und da gab es dann eine party in meinem zimmer mit pogozei und auch schulcore (mit claus sterneck) live und laut!!! gibt sogar fotos davon. von dieser party haben es sogar ein paar lieder von schulcore auf die erste komista split 7" geschafft! das single cover natürlich von flecki... nach pogozei habe ich dann einige monate mit punky, robsie richter und evtl. auch jan hagenkötter(?) musik gemacht. die band hiess je nach datum two after 84, three after 84...etc. da habe ich auch noch kuba wandschmierereien mit bandlogos abfotografiert...  das "design" des pogozei blattes stammt übrigens auch von mir (mamm -merz anti merz merz)...
schliesslich noch #9: "the norman" dessen eines portrait auf dem blatt mich sehr stark an den avatar seines blogs erinnert...
 


The Norman (aus den Beiblättern)

so, genug von dem wunderbar, herrlich sentimentalen 80er overkill! schade das es dazu keine tv-chart-show bei den privaten gibt. hätte eigentlich auch alles direkt in deinen blog schreiben können.
liebe grüße bis bald hoffentlich - robert piesenecker (nicht riesenecker!)
 
ps. habe die dinger mangels eigenem scanner bei meinem vater gescannt: er war ganz angetan wie du dir vielleicht vorstellen kannst.


Die komplette Sammlung aller Beiblätter kann man jetzt hier runterladen (jpg,300 dpi)! Vielen Dank Robert für diesen ausführlichen Beitrag - ich habe das Gefühl, dein Archiv und dieses Seite werden auch in Zukunft miteinander zu tun haben (toll wär's!).

 v.a. - "Der K-R-S-Sampler"(C-60, RJT, 1988)

Die "Hola" - die Hohe Landesschule Hanau war - und ist - eines der beiden Gymnasien in Hanau, die sich seit - ich schätze immer -  gegenseitig Konkurenz machen. Ich selbst ging auf das andere Gymnasium - die "KRS", die Karl-Rehbein-Schule. Und ich erinnere mich genau, dass ich den "Fremde Stimmen"-Sampler als "Hola-Sampler" wahrnahm (möglicherweise, weil der Freund, der ihn mir geliehen hatte, dort zur Schule ging und das tapes dort in der Schule erworben hatte?). Das ist insofern interressant, weil ich als damaliger Chefredakteur der KRS-Schülerzeitung in diesem Kontext erstmals die Idee hatte, selbst eine tape-Compilation zu veröffentlichen: Den K-R-S-Sampler!

Eine Karl-Rehbein-Schule-Compilation von 1988

Wohl in der Hoffnung, eine Band wie Die Ärsche auch auf der eigenen Schule zu entdecken, stellte ich 1988 als einmalige "Beilage" zur Schülerzeitung eine C-60-Audio Kassette mit Musik von Bands und Projekten von Schülern der Karl-Rehbein-Schule zusammen. Diese - nicht ohne Grund - seit fast 25 Jahren nicht mehr gehörte Compilation zeigt eine völlig andere Interpretation von fremden Stimmen, die hier auch nicht wirklich schreien, sondern sich zweifelhaftem Weichspüler-Pop, Frühformen von Techno (bevor der erfunden war) und dem Blues, immer wieder dem Blues hingeben. Ja, die demokratisch zusammengetragene Tracksammlung ("jeder darf mitmachen, wenn wenigstens ein Bandmitglied auf der KRS ist") ist in einem Wort zusammengefasst: scheusslich.

Der objetiv beste Track auf dieser Kassette stammte von Sedat Gündüz, einem Schüler, der die allerersten Versuche auf seinem neugekauften Yamaha-Keyboard aufnahm und einsendete. Dieses Stück ist so dilletantisch, unstrukturiert und schlecht - und eben doch "herausgebracht" - dass es von vorneherein 10000 Zusatz-Authenzitäts-Punkte einheimst, egal wie sich die Blueser oder die Jungs an den klassischen Gitarren auch angestrengt haben mögen. Ein Paradebeispiel für "So schlecht, dass es schon wieder gut ist"!!


An meinen Wunsch, so etwas wie Die Ärsche auf unserer Schule zu entdecken, kamen allenfalls Stretta heran, eine legendäre Hanauer Trash Metal Band, die immerhin bis 2000 existiert hat - aber mit Trash Metal konnte ich noch nie wirklich was anfangen und deswegen war die Freude über solch durchaus subversive Sounds auf meiner Compilation eher gedämpft... (Stretta haben immer noch eine informative Webseite, siehe hier. Dort konnte man auch alle Demos der Band runterladen - zur Zeit jedoch nicht, weil sie ihren Stoff bei Megaupload hochgeladen hatten! Scheiss FBI!!)

Glück Gluck Glück
Ach so, und noch eine andere Band vom K-R-S-Sampler sollte hier Erwähnung finden: auf dieser Compilation befinden sich zwei Stücke von Glück Gluck Glück, dem 80-er Jahre Kassettenprojekt von mei'm Bruder Raul und mir - die einzigen Stücke, die wir zu Lebzeiten unserer Band je in einer größeren Stückzahl (immerhin 50 Stück) veröffentlich haben. Einen der Songs, "Der Sinn", spielten wir auch später noch als Asozialsky und Hatsch (und kann auch auf diesem tape gefunden werden!). Passt also, wenn dies auch die ersten beiden Stücke sind, die hier auf unpop von Glück Gluck Glück zu finden sind. Weitere werden noch folgen, irgendwann!





Der K-R-S-Sampler (1988)

A1. Just 4 - Zart
A2. Just 4 - The Crystal of Salt
A3. Just 4 - The Promise
A4. Crossroads - Depressive Cities
A5. Crossroads - Sweet Home Chicago
A6. Kurt Schellhaas & Henning Vogel - Toccata
A7. Kurt Schellhaas & Henning Vogel - Duo Concertante
A8. Kurt Schellhaas & Henning Vogel - Tango
A9. Sedat Gündüz: The First Try

B1. Bluesedelic - E String Blues
B2. The Random Melody Project - Pappet-onna-String
B3. The Random Melody Project  - Electronic Arena
B4. The Random Melody Project - Medien Echo
B5. Glück Gluck Glück - Der Sinn
B6. Glück Gluck Glück -  Neunzehnhundertachtundachtzig
B7. Stretta - Stretta
B8. Stretta - Into the Abyss
B9. Stretta - Coroner
 

Download hier


(Danke an Robert, Norman & Christian für Informationen!!)

Here are two very different examples of old tape compilations from the eighties that were important for me. The "Fremde Stimmen, schreiend" tape was the first release on the legendary tape label "KomistA" and I was delighted when I first heard it because I realized all you had to do was to get together all the guys doing more or less interesting noises and put them all on one tape and suddenly it all was interesting!!  From there I started do do my own tape label "schweinehundtapes" some years later. My first compilation tape however was the "K-R-S-Sampler", a compilation made for the school magazine i was publishing then.  It contains a lot of bands of all styles - but in no way as radical as those on the KomistA tape. Most of these Pop/Electronic/Blues-bands here are pretty boring and uninteresting if you listen to the tracks today. But regarding the beautiful unpop-media universe, there's one important thing about this tape: it contains the only two ever released tracks by  "Glück Gluck Glück" the band/ tape project by me and my brother Raul (which aren't too good as well but are of historical importance! For me at last!).

Donnerstag, 2. Februar 2012

"Die Sex Pistols waren ja gar keine richtigen Punks"

Ein kleines Wunder aus der Welt der privaten Pop-Archäologie: Nachdem er ein Jahrzehnt lang als verschollen und das Orginal-Masterband als gelöscht galt, ist eine fast vollständige Kopie des (wenigstens für uns) legendären Asozialsky und Hatsch-Spielfilms „The Great Rock‘n‘Kohl Schwindl“ von 1988 aufgetaucht. Leider sind die ersten ca. 5 Minuten dieses Filmes überspielt worden, aber unter Verwendung eines ebenfalls aufgetauchten Bandes mit Outtake-Szenen konnte ein alternativer Anfang geschnitten und der verlorengeglaubte Film zu neuem Leben erweckt werden.


"The Great Rock'n'Kohl Schwindl": Die DVD

Den Film „The Great Rock‘n‘Kohl Schwindl“, der die schier unfassbare Karriere einer durch und durch unglaublichen Zwei-Mann-und-ein-Drumcomputer-Punk-Band namens "Asozialsky und Hatsch" - auch von der entmenschten Seite - beleuchtet, drehte die Band gemeinsam mit einigen Freunden und einigen befreundeten Bieren in ihrem Elternhaus.  Im Jahre 1988, zu Zeiten der Schreckensherrschaft von Helmut Kohl. Angereichert sind die fiktiven Spielszenen mit schlecht ausgeleuchteten Orginal Livemitschnitten von Konzerten der Asozialsky und Hatsch "Fuckin' For Fleischmann 1988"- Hessentour, die sie auf die Bühnen so berühmter Rock'n'Roll Spielstätten wie etwa das Anglerheim Oberissigheim oder den Partykeller von Fisch führte. Ausserdem zeigt der Film die einzig existenten Filmaufnahmen des noch viel berühmteren Kultkaninchens Fleischmann.


Kultkaninchen Fleischmann auf DVD!

 
Now NOT on youtube!
Angereichert mit etlichem Bonusmaterial ist der Film ab nun auf selbergebrannter DVD bei unpop-media erhältlich. Als Hommage an den echten Untergrund aus der Zeit vor dem internet ist er jedoch ausschliesslich über die direkten Kanäle zu beziehen: kein Vertrieb, kein Download, kein youtube. Wer ihn will, muss sich melden! Wie früher.

 
A&H schreiben einen Hit

  
„The Great Rock‘n‘Kohl Schwindl“
Ein Punkrockfilm von 1988. Länge: 41 min. Farbe!
Mitwirkende: The Asozialsky und Hatsch, Karsten Viscious, 
Fisch, Jenz, Sören, Lara. 

Regie & Musik: The Asozialsky und Hatsch.
Restauriert, repariert und digitalisiert von Torstn Kauke 2009.

Bonus Features:
  • „The Great Rock‘n‘Kohl Schwindl“ - Outtakes, die eigentlich niemand  sehen will (8:39)
  •  The Asozialsky und Hatsch - Live at Fisch‘s, Hanau Mittelbuchen, 5.11.1988 (40:33)
  • The Asozialsky und Hatsch - Live im Anglerheim, Oberissigheim, 3.12.1988 (16:41)
  • Eindrucksvolle Diashow mit Filmstills, Livefotos, Musik und anderen Dokumenten aus der völlig verrückten Asozialsky und Hatsch-Punkrockwelt von 1988
 
Drogen, Sex und Punkrockmusik
 
Ihr dürft ihn "Fränk" nennen!

A&H präsentieren ihr neues Livealbum (siehe hier)

 
P.S. - Das Zitat aus der Überschrift zu diesem post stammt übrigens von A&H- Bassist Hatsch - aus dem Orginal Anfang des Filmes, der leider gelöscht wurde. Mehr rückt das Langzeitgedächtnis davon nicht mehr raus, aber da dieses Zitat Konzept, Inhalt und Moral des gesamten Filmes in wenige Worte zusammenfasst, wollte ich es euch auf keinen Fall vorenthalten.

Ein bisschen doch auf youtube: Hier ein Asozialsky und Hatsch Live-Mitschnitt, der auch im Film vorkommt:




DVD-Release of the legendary lost Asozialsky und Hatsch-Punkrock movie "The Great Rock'n'Kohl Schwindl", filmed in 1988 and then lost for nearly 10 Years until a copy of it resurfaced somewhere. This DVD-Release is a hommage to the 'real' underground: it's not available anywhere except at unpop. No download and not on youtube (except for the short clip above). Something you can't have too easily!