1. Flussübergreifende Massnahmen Unser allzeit umtriebiger Lieblingspopstar Daniel Zero hat etwas Neues in der Nachbarschaft entdeckt: Das Dazugehörigkeitsgefühl zum musikalischen Untergrund, der hier um den Main herum, zwischen Offenbach am Main und Frankfurt am Main vor sich hin pulsiert und immer wieder kleine Erstaunlichkeiten an die Oberfläche speit. Eine Untergrundszene jenseits von den existierenden etablierten Rockpopvereinen und bevölkert von freidenkenden Freistilkünstlern unterschiedlichster Genres, die sich zur gleichen Zeit am gleichen Ort - nämlich JETZT und HIER - befinden. Mit sehr viel Akribie und Liebe zum Detail will sich sein neues Web-Log "Uferlos" nun um uns alle kümmern und mittels Interviews und ausführlichen Hörbeispielen die einzelnen Protagonisten zu Wort kommen lassen.
Orginalton Uferlos-Blog: "Frankfurt ist mehr als nur Cocoon, Offenbach mehr als nur Robert Johnson. Musikalisch gibt es wie überall auch hier einen Underground, der seit Jahren immer wieder Erstaunliches fabriziert. Besonders die freiere, szenenlose Musik, die oftmals eigene Wege fern von Trends oder festgefahrenen Wegen geht, ist dabei faszinierend. Dieser Blog soll von eben solchen Künstlern und Institutionen erzählen."
Als Basis für diese Chronologie dient seine Uferlos-DJ-Mix-Reihe, bei der Daniel Zero ausschliesslich Stücke aus der Nachbarschaft in einem angenehm genreübergreifenden Mix zu einem dreiviertelstündigen Hörvergnügen zusammenmischt. "(Fast) ausschliesslich unbekannte Künstler, die Ihr eigenes Ding für sich selbst machen, oftmals fern von ausgetretenden Pfaden. Originalität vor Langeweile. Selbermachen vor GEMA. Sorry, keine Rock-Coverbands."
Nachtrag 28.10.: Aus-geufert! Wie ein seltsamer Spuk ist das von mir vor gerade mal 3 Wochen begeistert vorgestellte Uferlos-Blog von seinem Macher, dem offenbar sehr zerissenen Daniel Zero bereits wieder komplett gelöscht worden. Leider kein allzu ungewöhnlicher move dieses Herrn, sondern gerade Menschen, die den Macher schon länger kennen, seltsam vertraut. Sehr schade und traurig und für jeden, mit dem ich darüber sprach, absolut nicht nachzuvollziehen. Stecken etwa Schlägertrupps der Frankfurter Club-Mafia dahinter? Auf seinem facebook-Profil lässt Zero uns jedenfalls folgendes wissen: " Die Gründe fürs Beenden: Ernsthafte Drohungen von Clubmachern, hasserfüllte Mails von DJs und anderen. Namen will ich nicht nennen, aber das war alles schon ziemlich krass. Grundlos, nur wegen dem Blog, und nur, weil man mal was für Leute machen will. Leider alles andere, als nur ne Lapalie, besonders wenn man abends im Club deshalb auch noch angepöbelt wird." ( - klar, kenn ich auch als Waggon-Betreiber: wenn einer ein Interview mit uns machen will oder über Konzerte bei uns berichten will, drohen wir dem erstmal Prügel an. Das ist so der Umgangston bei uns Clubmachern!).
Es steht mir natürlich hier nicht zu, über diese Entscheidung zu urteilen, bedaure sie aber sehr, denn die Idee war gut, die Ausführung (und die regelmässigen updates) in den 4 Wochen seiner Existenz auch.
Beklagen kann ich allerdings durchaus, dass ich viel Zeit und Mühe in das schriftliche Interview gesteckt habe, welches der Herr Ex-Blogbetreiber zum Einstand mit mir geführt hatte - nur, um es nach wenigen Wochen wieder zu löschen. Da fühl ich doch meine eigene, mit Liebe gemachte Arbeit mit achtlosen, ignoranten Füssen getreten von jemanden, der sich genau über so eine Behandlung "von den anderen" beschwert!
Man muss eben stets vorsichtig damit sein, mit/für wen man eine entgeld-freie kreative Arbeit macht - und von wem man sich in Zukunft besser distanziert. Ich jedenfalls habe da eine Lektion gelernt. 2. Aus dem Abfluss wieder aufgetaucht! Es ist mehr oder weniger exakt 1 1/4 JAhre her, dass ich hier in einem meiner "HU Punk History" Posts die Fabel von der längst vergessenen Hanauer Punkband Down The Drain erzählte, die für mich einer der Auslöser war, nicht nur meine gesamte Jugend sondern offenbar auch den Rest meines Lebens mit der Liebe zur schrägen Untergrundmusik zu verschwenden. Diese Story kann man ja hier nochmal nachlesen.
Nachdem ich damals trotz intensiver Recherche nur kleine Informationskrümel über die Band aus dem Internetz ziehen konnte, hat sich diese Situation nicht zuletzt aufgrund meines Artikels ausgiebig geändert. Denn war es doch der unpop-post, der die Herren antrieb, nach all den Jahren wieder mal miteinader zu kommunizieren, das eigene Archiv mal zu durchkramen (und zu digitalisieren) und schlussendlich sogar ein Reunions-Konzert zu spielen, obwohl die Musiker inzwischen in ganz Deutschland verstreut wohnen!
Down The Drain, 1989
Am 20.10.2012 spielen Down The Drain nun live bei der Artifical Family in Mühlheim - und ich kann leider nicht hin, weil ich einen Waggon zu betreiben habe... Schade also, daß meine Versuche, die Band zu einem zusätzlichen unplugged Gig im Waggon Offenbach zu überreden,leider keinen Erfolg gehabt haben... (doch ich bin überzeugt: das wird noch NICHT das letzte Reunionskonzert gewesen sein!!)
Down The Drain Reunions-Konzert am 20.10.
Bleibt mir bis dahin wohl nur, Down The Drain auf Video zu sehen. Und da gibt es inzwischen einige Möglichkeiten. Zum Beispiel die "Live im Kulturbasar Hanau 1989"-DVD, die mir DTD-Gitarrist Robert Palm neulich persönlich geschenkt hat (- wow: ein historisches Video von einem Konzert, bei dem ich damals sellbst anwesend war!!).
Down The Drain live im Ku-Ba 1989 - auf DVD!
Oder aber auch gut: diese komplette Down The Drain-Show aus 1995 im besetzten Haus in Hanau. Und war da nicht auch die Rede, dass es auch vom Reunionskonzert eine DVD geben soll? Ich fänd's gut!
Seit Wochen befinde ich mich bereits auf archäologischer Mission in den tieferen Schichten meines tape-Archivs und digitalisiere Stunde um Stunde obskuren und/oder hochmusikalischen Kram, der mir in den letzten 30 Jahren auf's Magnetband geraten ist. Auf diesem blog hier gibt's seit Monaten nur jahrzehntealtes historisches Material aus einem früheren Jahrtausend... ganz klar, es wird wieder mal höchste Zeit für einen Realitätscheck auf unpop!
Sollte der Eindruck aufgekommen sein, hier berichten verbrauchte Männer über 40 mit wehmütigen Blick zurück aus der Zeit, als sie noch interessante Ideen hatten, so wird es aber höchste Zeit, diesen Eindruck zu korrigieren. Auch wenn die Altersangabe bei manchen der hier vorgestellten Herren sogar stimmen mag: die machen heute trotzdem noch genau den gleichen Scheiss wie vor 25 Jahren - nur eben viel besser/ eindrucksvoller als damals im 20.Jahrhundert!
Deshalb nun: Popnews aus der unpop-Welt!!
Mit alten und neuen Bekannten, die unermüdlich weiter an ihrer Vision von Pop basteln: 1. Sa Sa!
Wie z.B. der alte Tausendsassa ("Tausendsassa, in Österreich umgangssprachlich auch Wunderfuzzi, ist eine Bezeichnung für eine Person, die sich durch zahlreiche Begabungen auszeichnet.", Wikipedia) und Superstolk-Bandkollege Herrjoergritter! Denn der hat neulich kurzerhand ein Album mit französischen Chansons gemacht, wie es frankophiler nicht sein könnte...
Out now: die neue Maurice Jacques!
Unter dem Pseudonym Maurice Jacques (basierend auf seine Filmrolle im preisgekrönten Kurzfilm "Jacques et Cornel", siehe hier ) legt Ritter eine Sammlung vermeintlich legendärer Aufnahmen eines großen Chansoniers vor, "nahezu sämtlich vergriffen, unveröffentlicht, in kleinsten Liebhaberauflagen hergestellt und durch unsachgemäße Lagerung und fahrlässigen Umgang mit Chemikalien bzw. "Fromage de la belle france" zerstört". Unglaubliche und unglaublich schöne Kleinode aus einem musikalischen Genre, das nun bestimmt niemand so ohne weiteres von HJR erwartet hätte!
Schön an dem Album: es kann auch als nicht-filmische Fortsetzung des "Jacques et Cornel" Films verstanden werden - auf seinem Seepferdefahrgästeshowsagt-Blog erzählt Ritter ausführlich, wie es - unmittelbar nach der Handlung des Films - zu diesen Aufnahmen gekommen ist! Lies es hier!
1. "bone le vere de jure di trick" (Entstehungsjahr unbekannt) 2. "concierge" (1970, Privatpressung) 3. "CORNELE" (radio france live 1973) 4. "Catherine" (1971, Testpressung f. unveröffentlichte Single, A-Seite) 5. "le came" (1971, Testpressung f. unveröffentlichte Single, B-Seite) 6. "maurice jaques - les jarre du mere _LIVE_1972" (Amateuraufnahme) 7. "prtit pury" Privataufnahme, Entstehungsjahr unbekannt)
Völlig unnötig zu erwähnen, dass der Künstler eigentlich gar kein Französisch spricht (zweite Fremdsprache in der Schule: Latein!), denn von Tonfall und Atmosphäre klingen diese Chanson-Perlen französischer als der Franzos' selbst und haben auf jeden Fall mehr von Gefühl, Geist und Kultur des europäischen Nachbarlandes verstanden und aufgesogen als 100 Jahre bilinguales Fernsehen á la Arte oder ein deutsches Schulsystem zu vermitteln jemals in der Lage wären. "Vive la France" ist dann auch das erste, was einem beim Anhören dieses dadaistischen Meisterwerkes automatisch durch den Sinn geht! Das komplette Album könnt ihr bei Bandcamp hören (kauft das doch mal, ihr werdet sehen, danach fühlt ihr euch besser!).
Jacques et Cornel damals, in besseren Zeiten.
Bleibt nur zu hoffen, dass wir auch den Film - auf youtube für die Öffentlchkeit gesperrt, weil der Soundtrack etwas unautorisierte Jacques Brel-Musik enthält - bald wieder sehen dürfen! Das Gerücht, eine neu bearbeitete HD-Version des Streifens solle demnächst bei Vimeo hochgeladen werden, hält sich jedenfalls hartnäckig!
2. He she it das Z muss mit
Ebenfalls wieder hyperaktiv ist unpop-Lieblingspopstar Daniel Zero aus Frankfurt am Main, dessen Karriere ja schon seit einiger Zeit von unpop verfolgt wird (hier oder hier).
Mit seinem diese Woche neu erscheinenden Album "He She It" übertrifft er sich nun richtiggehend selbst - ich habe es schon gehört und kann es fast immer noch nicht glauben, daß das alles komplett im Alleingang, nach dem guten alten, ewig währenden DIY-Prinzip komponiert, produziert und gestaltet wurde.
Apropos gestaltet: die 250-er Auflage der neuen CD erscheint in selbergemachten Hüllen, die aus echten alten LP-Cover handgeschnitten wurden - jedes Stück ein Unikat, jedes Exemplar ein Popverweis im Metakontext. Ein Schmuckstück im CD Schrank ohnehin!
Ab Ende Februar 2012: Die neue Daniel Zero
Die Musik der neuen Daniel Zero CD klingt alles andere als "homemade" - sondern nach einer ernsthaften und aufwändigen Popproduktion, hinter der gewöhnlich dicke Konzerne mit noch dickeren Brieftaschen stehen. Nix mit "charmanter Schlafzimmerpop" oder so, das hier kann - und MUSS - sorgenlos in internationalen Tanzhallen gespielt werden oder auf kommerziellen Radiosendern, denn hier ist Musik, die von Sound, Ästhetik und Tanzbarkeit alles hat, was der Durchschnitts-Chart-Müll auch auffährt, nur dass hier statt möglicher Verkaufszahlen und Marktchancen hauptsächlich Leidenschaft und Liebe zur Musik die Haupt-Antriebskräfte sind.
Und das hört man auf jedem einzelnen Track heraus! Es ist ein mittelschwerer Skandal, liebe junge innovative Musiklabels überall auf der Welt, dass sich immer noch niemand dazu entschließen konnte, das hohe Potential dieses aufstrebenden Solokünstlers zu fördern und zu verbreiten. Gut also, dass Daniel Zero's Musik weiterhin von besagtem Punk-Geist angetrieben wird, der vereinfacht formuliert besagt: wenn keiner diese Qualität begreifen will, muss er es halt selber machen!!
Die sehenswerten Videoclips - produziert von Vollnerds aus den verschiedensten Ecken der endlosen Internet-Community - sind ebenfalls ein, zwei oder eintausend Hingucker wert, wie etwa die Kaskade von 1000 fliegenden Automobilen (aufgezeichnet im Computerspiel "Trackmania 2") im "Peste of Nature" Video (ein Track von der neuen CD):
3. Die Situation ist Matz aber nicht ernst
Ein ähnlich interressantes und spannendes One-Man-Konzept verfolgt auch der neue Offenbacher Elektro-Punk-Shooting Star Matz Ernst,dessen Debütauftritt im Dezember 2011 im Waggon Offenbach sicher vielen der damals Anwesenden (mir auf jeden Fall) in lebhafter Erinnerung geblieben ist.
Da hinter Matz Ernst niemand anderes als das Offenbacher Rap-Urgesteins Sägaflex steht (alles über Sägaflex hier), kommen Freunde gut gemachter deutscher Texte voller Wortspiele, Semantikdreher und ungewöhnlicher Geschichten voll auf ihre Kosten.
Als Sägaflex reimte er solche Textmonster bereits in den Neunzigern mit einer Intensivität, dass sich bei konzentriertem Zuhören leicht die eigene Großhirnrinde in Brand setzen kann - wo aber Sägaflex sich der üblichen HipHop Mitteln aus funky Grooves und Negersamples bedient, unterlegt Matz Ernst nun seine Texte mit Elektro- und Postpunksounds, die ihren Ursprung meist in den guten alten New Wave Zeiten der Achtziger Jahre haben.
Matz Ernst meint es auch so!
"MATZ ERNST ist futuristische Vergangenheitsbewältigung und persönliches Anliegen. Die Musik umarmt Post Punk, Prog Rock, Hip Hop und Elektronik in all ihren Darreichungsformen und zelebriert Slogan und Pose, ohne sich um die Folgen zu scheren."
Gutes Konzept, denn so kriegt er nun ALLE Kids zwischen 15-55, also auch die, die immer aus Prinzip mit der black music nix zu tun haben wollten, aber ihre Musik gerne mit Inhalt serviert bekommen. Und wer ihn als DJ Baron Samedi kennt - z.B. jeden ersten Samstag im Monat im Waggon Offenbach - weiss ja bereits, dass seine musikalische Fachkenntniss jede vermeintliche Abgrenzung zwischen den Musikgenres im Quantensprung hinter sich lassen kann. Und also warum nicht auf allen Hochzeiten tanzen (a.k.a. auflegen), wenn man das kann?
Im direkten Vergleich hier Matz Ernst vs. Sägaflex:
Rough Mix von Matz Ernst's demnächst erscheinenden ZINEDINE SUDAN-EP
Sehr swagdienlich: die erste semi-ofizielle WAGGON-Hymne!
4. Der Weg ist die Krankheit und die Krankheit ist das Ziel
Evil!
Weil's so schön ist, hier nocheinmal Herrjoergritter! Bzw. seine sagenumwobene Punk Band Siebentausend Arschgeigen, die ihrem Motto "Tun, was getan werden muss. auch ohne Gitarre spielen, singen oder schlagzeugen zu können" diesmal aber nicht entsprechen kann. Durch Unterstützung diverser Alt- und Mitteljungpunker an den Saiteninstrumenten (Bass: ich, Gitarre: Reik "Hasenbruder" Weckwerth) ist der neuste Track aus der Arschgeigenschmiede nämlich ein richtiger Punk-Hit mit hohem Mitgröhl- und Pogofaktor geworden. Mal ganz abgesehen von dem Identifikationsmodell, das uns die Siebentausend Arschgeigen da schenken - denn wir alle haben ein bisschen Uwe in uns!
5. Historisieren und historisieren lassen!
Schon seit einigen Jahren bin ich begeisterter Leser der sehr liebevoll und sehr detailverliebt geschriebenen Musik-Buchreihe "Edition Blechluft", die selbst das Folgende über sich zu sagen hat: "Die Buchreihe Edition Blechluft beschäftigt sich mit Musikkontexten und Kulturaspekten. In Interviews, Artikeln und Kurzbiografien werden Bands, Kassetten, Platten, Instrumente, Software, Musikrichtungen, Szenen/Städte und Musikabspielgeräte vorgestellt."
Für die neuste Ausgabe "Lass uns über Musikkontexte reden" (Edition Blechluft 6) unterhielt sich der Herausgeber Günther Sahler mit den verschiedensten Musikern und Szenemenschen des wie auch immer definierten deutschen Undergrounds. Neben u.a. Asmus Tietchens, Tom Scheutzlich (Mutter), Markus Detmer (Staubgold-Label), Thomas Schwebel (Syph, Mittagspause, Fehlfarben) und Hans Castrup (Poison Dwarfs) ist einer der Interviewpartner: Torstn Kauke. Ich selbst also.
Und wer sich gerne in die Plaudereien reinliest, die ich hier auf dem unpop-blog zu verbreiten habe, den könnte vielleicht auch die neue Blechluft interessieren, denn das Interview mit mir ist soetwas wie die Prequel zu den Texten hier auf dem unpop-blog. Erstmals berichte ich von den wirklichen Anfängen meiner "Karriere" - aus Zeiten, als mein Bruder und ich noch die kompletten Beatles in Hamburg waren, von ersten selbstgegründeten Bands und Projekten wie Radowu oder Glück Gluck Glück, vom Aufstieg und Niedergang vom KIX Imperium und so manche Zote mehr - bis hin zur aktuellen Superstolk-Besetzung mit Herrn Ritter und meiner Beteiligung am Waggon am Kulturgleis in Offenbach. Obwohl ich jede Ausgabe der Edition Blechluft uneingeschränkt empfehlen kann, ist es doch etwas besonderes mit dieser neuen Ausgabe. Anstatt nämlich einfach alle Einzelinterviews schön chronologisch nacheinander abzudrucken, hat Sahler die Textblöcke aller geführten Interviews nach ihrem Sinn und Inhalt zusammengefügt - daraus ergibt sich ein buntes Patchwork der unterschiedlichsten Erinnerungen an die Achtziger, Neunziger und Nuller Jahre, das erstens einen wunderbar kurzweiligen Lesefluss ermöglicht und zweitens die Summe der Einzelteile zu ihrem berühmten MEHR verhilft. Irgendwie zu einer Meta-Biografie des Undergroundkünstlers am Ende des letzten Jahrtausend und Anfang des neuen. Ich bin sehr stolz darauf, eines der Einzelteile sein zu dürfen (und sehr vergnügt darüber, daß Sahler selbst meine größten Schwafelleien ohne Kürzung übernommen hat... Okay - richtig schwafeln tu ich auch gar nicht, aber die übliche Plaudertaschenhaftigkeit meiner blogposts findet sich auch in meinen Interviewpassagen wieder!)
Bücher sind was für die Ewigkeit und aus Papier. Deshalb: besser bestellen bevor vergriffen.Checkt den Günther Sahler Verlag: hier!
6. Konsumprodukt
Über Flug 8, dem elektronischen One-Man-Projekt meines Microgramma-Kollegen Daniel Herrmann wurde hier trotz regelmässiger Veröffentlichungen länger schon nichts geschrieben, weil das gefälligst die Musikpresse, die dafür bezahlt wird, übernehmen soll...
Herrmann rockt sie alle!
Aber hey: das 2. Flug 8 Album erscheint dieses Frühjahr und ich habe es schon hier und garantiere euch hiermit, daß es großartig ist und eine deutliche Weiterentwicklung besonders auch auf textlicher Ebene mitbringt!! Um auf den Geschmack zu kommen, kann man schon mal in diesen sehr spannenden und unterhaltsamen Livemitschnitt von der letztjährigen Flug 8 Herbsttour (zusammen mit CONSOLE) reinhören. Das ist nicht Techno, das ist nicht Rock, das ist nicht House und das ist nicht Punk - und gerade deshalb ist es das alles doch. Ausserhalb aller Kategorien, aber hoch oben über dem Rest: Herrmanns Lieblingsaufenthaltsort!
Daniel Zero: "Life of a Caveman" (2011, Free-Download EP)
Ein Jahr nach seiner Kuriositäten-Compilation "Kunsthochschulenjunge" (siehe & höre hier) hat mein local Lieblings-Popstar Daniel Zero "Life of a Caveman" - eine neue Free Download EP mit 2 brand- und 2 nur neuen Stücken "veröffentlicht".
Zwar flatterten schon seit Monaten links zu den toll gemachten Yotutube-Videos des Titeltracks und von "So step up" in und ausserhalb der Welt von facebook durch die elektronischen Datennetze, aber da wir ja trotzdem noch alle diese Old-school-Tonträger-Sammler-Einstellung haben, ist "veröffentlicht" imer erst dann, wenn das Produkt im Schrank steht, oder wenigstens auf der Festplatte rumgammelt (oder im i-pod/ i-phone/ i-brot...).
Das Stück "Life of a Caveman" ist mehr oder weniger: reiner Punk- (oder Garagen-) rock und zwar ohne Gitarren aber mit Breakbeats und Ethnosamples. Das geht nicht? Oh yes, bei Daniel Zero geht das sehr wohl! Listen:
Der langsam kriechende Elektro-Soul mit hippen Analog-Synth-Getucker plus gescratchte Vocodersamples von "So Step Up" lässt sich bestimmt mit diesem-oder-jenem hippen Scheiss vergleichen, den ich vielleicht kennen müsste, wenn dieser Rezension eine gründliche Recherche zugrunde läge - und nicht einfach schlichter hype.... So aber ist doch egal...
ICH empfehle das und wer meine Empfehlungen schätzt und eine gewisse genre-offenen Interessenvielfalt mit mir teilt, ist sicher neugierig genug, sich das mal anzuhören:
Dabei aber bitte nicht die beiden anderen Tracks dieser EP vernachlässigen: "It Goes On" und "Spinning White Record Sleeves". Diese sind wesentlich introvertierter (um nicht "experimentell" zu schreiben) und legen den Fokus nicht so sehr auf seine songschreibnerischen Qualitäten, sondern auf die anderen Qualitäten des Daniel Zero: die Kunst, den Schallplattenspieler als Instrument zu verwenden! Turntablism! Auf diesem Gebiet - in dem er sich bereits vor 10 Jahren unter seinem alten Pseudonym "Solestar" sämtliche erscratchbaren Skills erscratchte (gut auf dieser CD hier dokumentiert) - macht Daniel Zero keiner mehr etwas vor. "Spinning White Record Sleeves" ist nämlich das beste Stück, dass der John Lennon-Schlumpf je gemeinsam mit den Spacemen 3 der mittleren Phase eingespielt hätte, wenn deren Proberaum damals nicht unter Wasser gestanden hätte!
Und das alles selbstverständlich nur mit dem Plattenspieler eingespielt, mit manipulierten Platten und allen Sounds, die man irgendwie aus so einem Ding rausholen kann!Aber was red ich da: hörnse doch selbst!
Zero live! Noch wichtiger jedoch finde ich: nach Jahren gibt's Daniel Z. endlich auch wieder live zu sehen, in den nächsten Monaten wird er wohl einige Gigs im Rhein-Main-Gebiet geben. Und den ersten natürlich gleich in meinem eigenen Club (Grund genug für den hype hier auf unpop!).
Am Samstag, den 3.12. 2011 spielt Daniel Zero live im Waggon Offenbach. Genreoffene Hörer sind auch hier willkommen, denn ich finde es passend, abwechslungsreich und gut, ihn im Vorprogramm der beiden Hard & Heavy Bands "Brainbogs" und "B9 To Hell" spielen zu lassen... Details hier: Daniel Zero, Brainbogs & B9 To Hell
Weil es ist doch nur Rock'n'Roll aber wir mögen es!
No real translation, too lazy, sorry. Check out Daniel Zero's fantastic new free EP "Life of a caveman" and learn all you need to know about on his very own all-english website !
Daniel Zero, SOLESTAR et al. - "KUNSTHOCHSCHULENJUNGE" (free online compilation, Brakeless Records 2010)
Daniel Zero, unser very eigener internationaler Popstar (to come), über den hier schon öfters mal geschrieben wurde (bzw. über sein Alter Ego Solestar), hat nach einem Sommer voller Rollbrett wieder mit der kreativen Arbeit begonnen:
"...z.zt. bin ich ziemlich in Action mit neuen Daniel Zero - Sachen, die jetzt über tanzbarere beats, mehr elektronik und (tatsächlich!) einem Bass verfügt (was ich eigentlich immer noch nicht kann, bass). Ein Album mit 10 brandneuen Songs ist angepeilt und wird über den winter gebastelt; livegigs folgen dann (mal wieder endlich!!)."(aus einem Email an den blogchef)
Beim Festplatten entmüllen ist er dann auf allerhand Artifakte aus einer längst vergangenen Epoche (die Nuller) gestossen, nämlich jede Menge Musik aus den unterschiedlichsten Kontexten, in denen er sich musikalisch tummelte. Will heissen: Ein buntes Potpourri der ewige Hin-und Hergerissenheit zwischen DJ-und Rock'n'Roll-Culture, die diesen Künstler seit jeher so interessant und unvorhersehbar gemacht hat...
Daniel Zero/ Solestar
Und auf seiner neusten online-Compilation "KUNSTHOCHSCHULENJUNGE" findet man sie nun alle - die crazy Turntablism ("Der-Plattenspieler-als-Musikinstrument") Exkursionen (mit DJ Templer als SHARPSHOOTERS), die unfasslichen Taten der beinahe vergessenen frühen Sample-Terroristen RADIOSITY (mit Herrjoergritter und CDreher), seine aus Vinyl-Loops zusammengebastelte Britpop-Adaptionen ("One Day" als Solestar), den deutschen beinahe Szenen-Superhit ("Kunsthochschulenmädchen" von KINOBERG, mit Daniel Herrmann) und not least die gepflegten Piano-Dancefloor-Balladen, die er heute immer besser macht ("Off the Wall" als Daniel Zero).
Aber das sind nur die naheliegensten Projekte, die man hier erwarten darf. Daneben gibt es quasi-amtliche myspace-Dance-Remixe ("Radio Luxemburg RMX" als NITEHUNTERS mit Psycho Jones), echte Techno-Club-Knaller (als FRACTAL zusammen mit, warjaklar, Michael Laven) und aber auch obskures Zeug - etwa die Wohnzimmer-Aufnahme von UNIVERSE (ein kurzfristiges Bandprojekt mit Daniel Herrmann und - hat ich ja auch beinahe wieder vergessen - mir selbst!). Alles in allem eine sehr eindrucksvolle Zusammenstellung, von der sich andere Musikschaffende mal eine Scheibe abschneiden könnten. Und am besten noch eine zweite für das liebevolle Artwork mit den mehr als aufschlussreichen Linernotes, die ausführlich Auskunft über jeden Track geben... So, liebe Freunde der unabhängigen, im Netz verbreiteten Musik sollte man das machen und nicht anders (a.k.a. schlechter, liebloser, uninformativer).
Soviel Akkuratheit bei der Selbstdarstellung lässt natürlich nur den Schluß zu, daß der Künstler jedes noch so kleine Wort im Booklet tausendmal abgewägt und überdacht hat. Und so kann ich es natürlich nur tiefstpersönlich nehmen, daß in der umfangreichen Gruß- und Dankesliste dieser Compilation ausgerechnet mein werter Name (als einziger aus der beschworenen damaligen Artschoolszene) aussen vor gelassen und ignoriert wird. Meine eigene Profilneurose hin oder her - was will der Künstler uns (bzw. mir) damit sagen?? (- und komm mir nicht mit so abwegigen Entschuldigungen wie "vergessen", Daniel Z.!).
Auch neu: das Daniel Zero Blog (wo man auch seine anderen online-EPs finden kann!!) P.S.: Von FRACTAL, dem Solestar/Laven Technoprojekt gibt's jetzt zudem einen weiteren starken Track ("Backjump") auf SOUNDCLOUD. Soll hier mal als Hörbeispiel dienen, obwohl dieser auf der vorgestellten Compilation gar nicht zu finden ist. Aber es gibt soviel Musik - und die muss schließlich alle mal irgendwann von irgendwem angehört werden (und lohnt in diesem Fall auch noch!!)
Okay - the english speaking people just get the official press release info because I'm much too lazy today to translate my own german blablabla:
KUNSTHOCHSCHULENJUNGE Music of Daniel Zero aka Solestar and his joined projects from 2002 - 2008.
KUNSTHOCHSCHULENJUNGE ("artschool boy") is a compilation of songs and tracks by Solestar aka Daniel Zero and his shared band projects from the years 2002 - 2008. Starting out as a DJ and as a keyboarder in an indie band, both instruments - the turntable and the keys - were getting more and more close together through the years. During his artschool days, he was always into new and original things, and as a musician in befriended bands like Concorde or Radiosity, he could expand his musical journey more and more. "For me the artschool years were pretty much like my school of music, were I learned so much by other guys like Concorde etc. and by just doing things yourself, without too much knowledge about studio techniques - just record the idea you best you can and make some self-covered CDs out of it! When I was checking out my harddrive some months ago, I was astonished, how much stuff I did in those years... Every track and song is far from being perfect, but original in its own quality and it puts some light onto the road that I'm still going with my music. Right now I'm getting more and more professional with my current project Daniel Zero and I wanted to make something like a Best Of from these important years. Who knows - maybe it will be a classic someday!" - DZ
Ja gibt's denn das, da muss erst der Herr Nachbar, Freund und Bandkollege herrjoergritter in seiner Radioshow seepferdefahrgäste die neue Single von HerrnDaniel Zero/ Solestar spielen, um mich darauf zu bringen, daß ich die ja von rechtswegen auch hier mal vorstellen könnte, schließlich gehört Herr Zero ja irgendwie zur erweiterten unpop-Crew dazu, wenn er auch nun auf der falschen Seite des Mains wohnt...Besonders aber, weil seine neue Single "Hey Elise" hörenswert, formschön und zum freien download verfügbar ist.
toter DJ
Nachdem man frühere Versionen dieser Stücke bereits 2008 auf seinem myspaceplayer hören konnte, hat er es nun endlich mal geschafft, die Dinger fertigzuproduzieren und r-a-u-s zu bringen! Und es ist ihm gelungen, seine ganz eigene Mixtur von Britpop-Songentwürfen, Turntable-Sounderzeugungen sowie jeder Menge Dancefloor- und Klassik (Ludwig van!) Einflüsse in zwei echten POP!-songs zu manifestieren. Das schöne: diese Aufnahmen sind reines bedroom-homerecording, was aber im 21 Jahrhundert auf einem technischen Niveau abläuft, bei dem das Endprodukt sogar im Radio laufen könnten (was es ja, siehe Anfang, schon tat, hehe).Die Songs sind so eingängig wie eigenständig und in der oft beschworenen besseren Welt würde man beiden Nummern wahrscheinlich gar Hitpotential attestieren. In der wirklichen Welt haben natürlich nur Songs die wie das Immitat vom Immitat vom Immitat vom Immitat vom Immitat vom Immitat vom Immitat vom Immitat vom Immitat vom Immitat vom Immitat vom Immitat vom Immitat vom Immitat klingen eine Chance... Weswegen ihr ja auch lieber auf obskuren blogs sowas hier lest, als vor der Gleichschaltungsfernsehmaschine zu sitzen. Download.
Details zur Verdeutlichung:
1. Die seepferdefahrgäste Show von herrjoergritter Lies hier Höre hier (1. Samstag im Monat von 12-14 Uhr) Höre hier (Archiv)
4. Daniel Queiroz ...hihi, das kommt davon, wenn man auf Flug 8 LP-Titel hört, denn nachdem Daniel Zero seine alte myspace-seite "www.myspace.com/danielzero" gelöscht hat, hat ein Brasilianer namens Daniel Queiroz, der eine hyperaktive Metal-Gitarre spielt, eben diesen Seiten-Namen übernommen. Unser Daniel Zero ist nun unter "www.myspace.com/danielzeromusic" erreichbar. Dort gibts übrigens auch schon Stücke von der forthcoming nächsten Daniel Zero-Single "Off The Wall" (ein Tribute to Michael J. ?) zu hören.
5. Die Überschrift für diesen post "Null ist die einzige reelle Zahl, die weder positiv noch negativ ist. Bezüglich der Addition ist sie das neutrale Element. Weil die Zahl Null die Mächtigkeit der leeren Menge ist, wird sie je nach Definition auch zu den natürlichen Zahlen gezählt. Als ganze Zahl ist null Nachfolger von minus eins und Vorgänger von eins. Null ist gerade."http://de.wikipedia.org/wiki/Null
Will you all please check out Daniel Zero's new Single Hey Elise, read all about him here and here, then turn your radio on to listen to the best german underground radio show "seepferdefahrgäste" here (or check out older episodes here) ? Thank you - that's very kind of you!. Daniel Queiroz, if you should ever read this but don't understand why you are involved in this crap, please don't hesitate to ask in the comment section!
Experimentelle Musik völlig anderer Art zauberte der zeitweilige CONCORDE- Keyboarder Daniel Nikolaou unter seinem Pseudonym Solestar. Eine Art Rock'n'Roll'-Rhythmn'n'Blues-Hip Hop, der ausschließlich unter Verwendung von 2 Technics-Plattenspielern entstand!!
Vergiss Laptop, vergiss die 4 köpfige Band: Solestar reichten für seine Show bereits ein paar (mit Stickern abgeklebte) Schallplatten-Loops, zwei Plattenspieler und ein Mikrofon. Was stets auch ein visuelles Ereigniss war (etwa, wenn er z.B. ein Gummiband an den Tonabnehmer-System befestigte und damit elektrisch verstärkte "Gitarrensoli" spielte) und das erstaunte Publikum oft mit offenen Mündern auf dem Dancefloor zurückließ - war für diese doch meistens eine Gitarre ein Ding zum um den Bauch schnallen und ein D.J. ein Tanzmusikplatten-Aufleger und kein virtuoser Plattenspieler-Spieler, der zur aufgelegten Schallplatte eben grade mal selbstkomponierte Britpop-Ohrwürmer singt. Genauso aber war es in diesem Fall, wie die historischen Aufnahmen auf dieser Live-CD unmissverständlich klar machen.Solestar verfolgt heute als Daniel Zero einen nicht minder interessanten Popentwurf, der klingt, als stamme er direkt aus London (dort wo die hippen Clubs am undergroundigsten sind) - und selbst vor kulturellen Werten wie Beethoven nicht halt macht (höre das Stück "Hey Elise" auf seiner myspace-seite).
Forget the laptop, forget the bands - Solestar did it all with two turntables and some prepared records. Listen to some really innovative turntable based britpop smasher and some rock'n'roll. This Live CD was released in 2004 and features some astonishing performances all produced with just two technics (and a kind of electric guitar which was created by connecting a rubberband to the record player's needle!) Today, Solestar calls himself Daniel Zero and he's working on some interesting kind of pop music that even includes influences by ludwig van beethoven.Check out his myspace site and listen to "Hey Elise".