Donnerstag, 3. November 2011

Eins, zwei drei - die Tauben sind dabei!


Mayflower Madam - Mayflower Madam
(sht 003, C-30, 1990)


Nun also so etwas wie eine echte Kultband. Kennt keiner mehr. So ungefähr die
einzige wirkliche New Wave-Band, die die (naturgemäss immer schon eher Rock'n'Roll-fixierte) Hanauer Szene Ende der Achtziger / Anfang der Neunziger hervorgebracht hatte...

(Ich neh
me schwer an, das stimmt so nicht, habe aber zu jener Zeit keine andere New Wave Band kennengelernt. Beschwerdemails ehemaliger Hanauer New Wave Bands von Ende der Achtziger / Anfang der Neunziger bitte in der Kommentar-Sektion dieses posts, ich wäre entzückt euch kennenzulernen).

Mayflower Madam waren sehr gute Freunde von uns (also von mei'm Bruder Raul und mir, die wir damals als "Asozialsky und Hatsch" auftraten und das "Magazin für den gesellschaftlichen Niedergang" - den Inneren Schweinehund - herausbrachten).

Seit dem Herbst 1988 machten wir miteinander rum, mal spielten wir gemeinsame Konzerte, mal lieh uns die Band ihren Schlagzeuger Alex für A&H-Auftritte mit
Drummer (statt Drumcomputer) aus.

Mayflower Madam live 1988 als Vorband von
Asozialsky und Hatsch
im Anglerheim Oberissigheim
(ja, das waren noch locations!!)



Wir besuchten gemeinsam Rockkonzerte unbekannter amerikanischer Pro
vinzbands (wie etwa Nirvana im Ku-Ba, 1990) und hingen oft und gerne gemeinsam im Mayflower Madam-Probekeller rum (wo Raul ja z.B. alle Schlagzeugspuren seines ersten Soloalbums einspielete (vergl. hier) und taten andere verbotene Dinge.

Begeistert supporteten wir die Band um den Sänger Can, der klang wie Bono Vox von U2 und dabei orginal aussah wie Feargal Sharkey und dessen 11 jähriger Bruder Cenk eine kongeniale Bassgitarre spielte. So veröffentlichten wir zum Beispiel bereits 1989 ihr erstes, drei Stücke enthaltendes "Machine Head"-Demo auf dem
schweinehundtapes-Vorläufer "Red Jacket Tapes" in einer verschwindend kleinen Auflage (so klein, dass ich das tape selber nicht mehr im Archiv habe!).


Matze Gruber als Coverstar zum ersten großen Mayflower Madam
Artikel im "inneren Schweinehund", März 1989
(der komplette Artikel ist
als pdf im Download enthalten!)




Einige sehr wohlwollende Artikel im Inneren Schweinehund schürten die Neu
gierde weiter an und dann hatten Mayflower Madam mit dem Stück "Farm" auf dem Furore machenden ersten "Inneren tapesampler" (finde ihn hier) eine Art Indie-Mini-Hit, sogar einen Quasi-Überregionalen, denn sogar Schweinehund-Leser aus Nordeutschland und Bayern fragten nach mehr Material von MM, nachdem sie die Band auf dem Sampler gehört hatten!

Mayflower-Gitarrist Matze Gruber (in Rom 1989)


Das nächste tape sollte also was ganz besonderes werden, nämlich eine "echte" Studioaufnahme. Um das mit dem geringen, damals-noch-Schüler-Gehalt zu erreichen, verfiel die Band auf einen listigen Trick: sie kaufte nämlich ein fettes 8-Spur-Mischpult nebst Mikros, Kabel, Ständer und was noch vonnöten war...
Nagut, soweit war das noch kein wirklich guter Trick - der kommt jetzt: Eine Woche lang nahmen sie damit ihre Songs im eigenen Probekeller auf, liessen anschliessend sogar noc
h ihre guten Kumpels Asozialsky & Hatsch ein paar Demos damit einspielen (- wir nahmen dort die ersten Aufnahme einer neuen, sehr kurzlebigen Formation namens "No Funny Handtoys" auf, von denn auch bald mal die Rede sein wird!), mischten das ganze Material (so gut es eben ging) ab - und tauschten eine Woche später schließlich das ganze Equippment im Musikhaus, wo sie es gekauft hatten, wegen Nichtgefallens wieder um! Geld zurück!

Funktionierte einwandfrei! Komplettes Demo in guter Aufnahmequalität für umsonst!


Nagut, richtig leichte Kost war Mayflower Madam nie, dazu waren die megaverzerrten Gitarrenriffs vom Matze zu schräg (und schon sehr von Grunge beeinflusst, einem Stil, dem er sich in den kommenden Jahren als Gitarrist der Hanauer Bands Forsakes bzw. Seesaw mehr und mehr widmen sollte), die Basslinien waren zu jäzzig (was für eine geil unorthodoxe Bassgitarre ohne Sechzehntel-Punkrock-Getucker der damals wie gesagt erst 11 Jahre alte Cenk da spielt, wird mir ers
t heute so richtig klar!). Alex war ein solider Schlagzeuger ohne Allüren aber mit gutem Rhythmusgefühl (weswegen wir ihn uns eben auch so gerne als Drumcomputer-Ersatz ausliehen!) und Can eine echte Diva, deren Launen in sekundenschnelle von "Hey Rock'n'Roll!" nach "Leckt mich alle am Arsch, ich spiele jetzt nur noch atonale Riffs auf meiner Gitarre anstatt zu singen" umschwenken konnte, ausserdem sah er orginal aus wie Fergal Sharkey und klang - ich habe das schon geschrieben? - wie Bono Vox von U2.

Konnte ne ziemlich launische Zicke sein: Mayflower Sänger Can
(in Rom 1989, im Hintergrund, sich scheinbar selber Hasenohren
machend: Raul)

Aber genau das ist so ungefähr meine Definition einer echten Kultband: die Musik kann man sich nicht wirklich anhören, aber die Geschichten, die man sich von ihnen erzählt, sind erstklassig... Und das ist auch noch ungerecht, sehr wohl kann man sich die Musik auf diesem tape nämlich anhören und so manchen ungeschliffenen Rohdiamanten unter dem Bandleiern der Jahrzehnte entdecken - Stücke wie "Is that all", "S.C.H.O.O.L." oder das großartige "Damned Business" (- geradezu ins schwärmen ob der Songs gerate ich in meinem Mayflower Madam Artikel im Inneren Schweinehund von 1990, der ebenfalls im beigelegten pdf nachlesbar ist!).

JETZT kann man das selber nachhören, denn nach über 21 Jahren ist das "Mayflower Madam" Tape nun endlich wieder zu haben - für frei!

Download just after the click:


Mediafire

MAYFLOWER MADAM - "MAYFLOWER MADAM "

A
Is that all
S.C.H.O.O.L.
Extratime

I'm A Man I


B
Die Tauben
Fuckin' Day
Back

The Time Is Over
I'm A Man II
Damned Business

Zusätzlich im Download-Pack: Die Orginal "Der Innere Schweinehund" Artikel über Mayflower Madam von 1989 und 1990 als formschönes pdf! For your reading pleasure!


My definition of a cult band is: maybe their music is unlistenable but there are a lot of good stories about them around. This fits somehow with the history of MAYFLOWER MADAM, the only late eighties/ early ninetees New Wave band from Hanau I ever came across. In fact they were good friends of me and my brother Raul when we were playing as "Asozialsky und Hatsch" and were publishing our fanzine "Der innere Schweinehund". So it was a sure thing that we would release their Demotape on our newly founded "schweinehundtapes" Label. Which we did.


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